Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichtliches Lesebuch - S. 190

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
190 Xiii. Denkschrift Bismarcks vom März 1858. vorzugsweise zu erfüllen hat, ist die, Österreich als den ausschließlichen Vertreter deutscher Einheit und deutscher Interessen darzustellen und zur Anschauung zu bringen, daß nur Österreich die Macht und den Beruf habe, den gesunden und besseren Teil der Gedanken, welche in der revolutionären Zeit das Volk bewegten, ins Leben zu führen, und daß Österreich sich hierzu des Bundes als des verfassungsmäßigen Werkzeuges bebieue. Von allem, was Österreich will, hat diese Presse zu beweisen, daß es den deutschen Interessen entspricht, jebert Wiberspruch bagegen als nnbentsch, partiknlaristisch und als mutwillige Beförbernng der Zwietracht in Deutschland zu braubmarkeu. Ferner stehen den Bestrebungen Österreichs in ganz Dentschlanb, besonbers aber im ©üben und Westen die Sympathieen der Mehrheit unter den Jnbnstriellen und Gelbmännern zur Seite, welche auf ver-schiebeueu Wegen Vorteile von Österreich ziehen oder von bessert Zollsystem erwarten. Gerabe eine der schwächsten Seiten bieses Kaiserstaates, nämlich sein Finanzsystem, ist für benselben eine erhebliche Quelle politischen Einflusses. Wie der Arzt an einem Kranken, der gut bezahlt, so hängen die Kapitalisten an Österreich. Die unverhältnismüßige Höhe der österreichischen Staatsschulbeu bringt es mit sich, daß die Anzahl der Besitzer österreichischer Wertpapiere sehr groß ist, und der hohe, bnrchschnittlich 6- bis 7 prozentige Zinsfuß berselben, der aus ihrem niebrigen Kurse hervorgeht, lockt zu Kapitalanlagen in österreichischen Schulbpapieren um so mehr an, als von Wien ans kein Mittel verabsäumt wirb, biefen Papieren den Markt im Aus-laube zu öffnen und zu erhalten. Man gewährt den Inhabern jebe Erleichterung, ihre Zinsen unverkürzt im Auslanbe zu beziehen, wäh-renb beispielsweise ein Besitzer preußischer Staatspapiere bei dem Mangel analoger Einrichtungen mannigfachen Abzügen, Verlusten und Weitläufigkeiten ausgesetzt ist, um zu seinen Zinsen zu gelangen. Durch seine Betriebsamkeit und den hohen Zinsfuß weiß Österreich die Unsicherheit seiner Staatsschulbeu im Vergleich mit den preußischen mehr als aufzuwiegen, und es erreicht babei zwei Vorteile, einmal hilft es durch auslänbifches Kapital bern Mangel im Jnlanbe ab, dann aber, was hier hauptsächlich in Betracht kommt, wirb jeber Besitzer österreichischer Staatspapiere ein politischer Anhänger Österreichs, in bemselben Maße, wie sein Vermögen von dem Wohlergehen, den Erfolgen und dem barauf begrünbeten Krebit bieses Staates abhängig gemacht worben ist.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer