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1. Geschichtliches Lesebuch - S. 200

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
200 Xiii. Denkschrift Bismarcks vom März 1858. etwas anderes als eine gemeinsame Bürgschaft für die innere und äußere Sicherheit der 35 Paeiseenten. Sie müssen von Preußen mit Treue gehalten werden, solange die anderen sie nicht brechen. Aber was darüber hinausliegt, ist nicht bloß für Prenßen vom Übel, sondern auch für Deutschland, und sogar für die Festigkeit des Bundes selbst. Die Kämpfe widerstreitender Interessen, welche von einer weiteren Ausbildung des Bundes unzertrennlich sind, werden denselben lockern und früher oder später sprengen, und für die Entwickelung Deutschlands wird weder jetzt uoch später etwas geleistet werden durch ein Organ, dessen Majoritäten von undeutschen Interessen abhängig sind. Denn unter die letzte Kategorie fällt ebensowohl der Partiknlarismus der Mehrzahl kleinerer Regierungen, als die aus größtenteils außerdeutschen Beziehungen entspringenden Tendenzen der österreichischen Politik. Die Lage Preußens wäre vielleicht eine bessere, wenn der Bnnd gar nicht existierte; diejenigen näheren Beziehungen zu den Nachbarn, deren Preußen bedarf, hätten sich deshalb doch, und unter Preußens Leitung gebildet. Nachdem er aber besteht und der Mißbrauch seiner Institutionen gegen Preußen mit Aussicht auf Erfolg versucht wird, kann Preußens Aufgabe nur sein, alle unzweifelhaften Bundespflichten in Krieg und Frieden zwar treu zu erfüllen, aber jede Entwickelung der Buudesgewalt auf Kosten der Unabhängigkeit des einzelnen, welche über den strikten Wortlaut der Verträge hinausgeht, abzuschneiden. Diejenigen, welche unter einem „bundesfreundlichen" Verhalten Preußens nichts anderes als dessen möglichst weit getriebene Unterwerfung unter den durch das Präsidium und die Majorität ausgedrückten Willen der übrigen Bundesgenossen verstehen, werden allerdings in eine lebhafte Verstimmung geraten, wenn sie gewahr werden, daß Prenßen sich ihren Schlingen entzieht und das Maß feiner freien Selbstbeschränkung fernerhin nur dem wirklichen Inhalte der Bundesverträge entnehmen will. Unabweisliche Interessen, die einzige Grundlage haltbarer Beziehungen auch zwischen den deutschen Staaten, werden aber bald bewirken, daß die Verstimmten sich in das Unvermeidliche fügen, und dieselben Regierungen, welche jetzt bemüht sind, Preußen zu majorisieren, werden sich entschließen, Preußens Einverständnis zu suchen, sobald sie sich überzeugt haben, daß die Haltung Preußens nicht auf einer vorübergehenden Verstimmung, sondern auf festen und definitiven Entschließungen, auf einer wohlüberlegten Erkenntnis der eigenen Interessen beruht.
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