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1. Geschichtliches Lesebuch - S. 231

1903 - Göttingen : Vandenhoeck u. Ruprecht
Xvi. v. Sybel, Die Schlacht bei Königgrätz. 231 geringgeschätzten Gegner einzutreten. Allerdings schien nach den erlittenen Verlusten und bei der Fassungslosigkeit Benedeks sowohl eine ansehnliche Verstärkung des Heeres als ein Wechsel im Oberbefehl unerläßlich: noch waltete in Wien die Stimmung der letzten Monate vor, in welchen die feindliche Aufregung gegen Preußen die alte Erbitterung gegen Italien überwogen hotte, und man kam zu dem Entschlüsse, nicht bei Preußen, sondern unter Napoleons Vermittlung bei Italien den Frieden zu suchen und dann den siegreichen Erzherzog Albrecht mit seinen 120 000 Mann der bedrängten Nordarmee zur Hülfe und Leitung zu senden. Hienach wäre es nun durchaus folgerichtig gewesen, bis zu deren Ankunft jeden großem Kampf mit dem preußischen Heere möglichst zu vermeiden, also zunächst den Rückzug noch Olmütz zu befehlen: allein bei leidenschaftlicher Bewegung behauptet die Logik nicht immer ihr Recht; die Vorstellung, daß Österreichs Doppelodler sich nicht bonge zu verstecken brauche, gewann wieder Raum, und so gingen die beiden Telegramme gleichzeitig ob, das eilte an Napoleon mit der Erklärung, daß man die Abtretung Venetiens jetzt zu vollziehen geneigt sei, wenn der Kaiser dann die Unthätigfeit Italiens verbürgen wolle; übrigens denke man fürs erste noch einmal das Kriegsglück in einer großen Schlacht zu versuchen — das andere an Benedek mit den Worten: „einen Frieden zu schließen, unmöglich. Ich befehle, wenn unausweichlich, den Rückzug in größter Ordnung anzutreten. Hat eine Schlacht stattgefunden?" Benedek verstand diese Frage des Kaisers sehr richtig dahin, daß derselbe den Rückzug für den Notfall gestatte, aber wenn möglich vorher eine Schlacht begehre, und begann hienach für einen solchen Fall seine Vorbereitungen zu treffen. Auch erschien ihm die Lage allmählich wieder in etwas günstigerem Lichte. Der Ruhetag und reichliche Verpflegung erfrischte die Truppen und ermöglichte die Herstellung der Orbnung. Der Feind brängte nicht; man konnte auch auf den folgenben Tag als eine Erholungspause rechnen. So telegraphierte Benebek im Laufe der Nacht dem Kaiser eine ausführliche Darlegung der Verhältnisse, die er mit den Sätzen schloß: „ich lasse morgen die Armee ruhen, sann aber länger nicht hier bleiben, weil bis übermorgen Mangel an Trinkwasser eintreten wirb, und setze am 3. den Rückzug gegen Pardubitz fort. Kann ich auf die Truppen wieder zählen und ergiebt sich die Gelegenheit zu einem Offensivstoße, so werbe ich ihn machen, sonst aber trachten, die Armee so gut wie möglich roieber nach Olmütz zu bringen". Noch also hatte er den letzten Entschluß
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