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1. Der Olymp oder Mythologie der Griechen und Römer - S. 244

1883 - Leipzig : Amelang
244 Iii. Heroen oder Halbgötter. kind früh von den besten Meistern in allen Künsten unterrichtet werde, durch welche sich in jener Zeit Helden auszeichneten. Herakles machte die auffallendsten Fortschritte, zeigte aber früh eine außerordentliche Heftigkeit, die ihn einst so sehr hinriß, daß er den Linos, seinen Lehrer im Spiele der Lyra, erschlug. Amphi-tryon entfernte ihn dafür von seinem Hofe aufs Land, wo er dessen Herden weidete — ein in damaliger Zeit keineswegs unwürdiges Geschäft — und bis zu seinem achtzehnten Jahre blieb. Während seiues ländlichen Aufenthaltes stand Herakles einst auf einem Scheidewege, als ihm plötzlich zwei Göttinnen erschienen. Die eine, schön und lockend von Gestalt, schmiegte sich innig an den Jüngling, bot ihm Entfernung von allen Mühseligkeiten des Lebens und von allen Gefahren, und Freude und Wonnegenüsse an, wenn er sich ihrer Leitung überlassen wolle; die andere, mehr ernst als schön, würdevoll imd bescheiden, versprach ihm dagegen Ehre und Ruhm bei Menschen und Göttern, und Unsterblichkeit, wenn er ihr folgen und sich mit hohem Mute den Mühen und Gefahren des Lebens unterziehen wolle. Herakles erkannte bald in der ersten Göttin die weichliche Lust üppigen Lebensgenusses, in der anderen die Tugend ernster Anstrengung. Im Gefühle seines hohen Ursprunges und seiner großen Bestimmung entschied er sich für die letztere, und seilte Hand der Tugend reichend, widmete er sich ihr für immer. — Dies ist der Lebenspunkt eines Jünglings, in dem das Selbstbewußtsein seiner Bestimmung für das Leben erwacht ist, und er sich bestimmt für seine Lebensthätigkeit — durch seine Wahl. Was aber jene Heroenzeit Tugend nannte, heißt bei uns, besonders nach dem Sittengesetze der christlichen Religion, nicht so. Es war damals kräftige Männlichkeit, welche keine Gefahren scheut, vielmehr dieselben aussucht; Tapferkeit und Großherzigkeit, die nicht immer nach unseren Begriffen von Gerechtigkeit und Billigkeit handelt. Wer, auch ohne nach unseren Begriffen ein Tugendheld zu fein, gefährliche Ungeheuer, reißende Tiere, oder
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