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1. Geschichts-Bilder - S. 16

1878 - Langensalza : Greßler
16 großes Reich beherrscht und war der reichste König in Asien. Ich glaubte auch, ich wäre der glücklichste. Einst kam ein weiser Mann aus Griechenland, mit Namen Solon, zu mir Ich ließ ihm alle meine Schätze zeigen und war eitel genug zu hoffen, er werde über meine Reichthümer erstaunen und mich glücklich preisen. Als er aber schwieg und das alles nur ansah, sagte ich zu ihm: Solon! du bist so weit in der Welt herumgereist und hast so viele Menschen gesehen; sage mir: wen hältst du für den Glücklichsten? Solon antwortete: Einen Bürger von Athen, Tellus. Ich wunderte mich, daß er einen gemeinen Bürger mir vorzöge, und fragte weiter, warum er den für glücklich hielte. Er sprach: dieser Tellus hatte sein genügendes Auskommen, gelangte glücklich und zufrieden zu einem hohen Alter und starb einen rühmlichen Tod für sein Vaterland. Er hatte ein schönes Ende. Als ich das hörte, fuhr Krösus fort, konnte ich meinen Verdruß nicht länger halten, sondern sagte: Solon, so sehr verachtest du meine Glückseligkeit, daß du diesen mir vorziehst? Und Solon antwortete: »O Krösus, in einer langen Zeit muß der Mensch vieles sehen, was er nicht zu sehen wünscht und vieles leiden, was er gern abwenden möchte. Du, o Krösus, bist ein Herr vieler Güter und vieler Völker; aber ich werde dich nicht eher glücklich preisen, bis ich weiß, daß du auch ein glückliches Ende gehabt habest; denn man darf keinen Menschen vor seinem Ende glücklich preisen.« — »So sprach der Weise; aber ich verachtete ihn und ließ ihn nie wieder vor mich. Von der Zeit an ging mir alles übel; mein ältester Sohn ward stumm; mein zweiter ward mir von einem Freunde umgebracht; alle Städte, Länder, Völker und Reichthümer habe ich verloren und bin jetzt selbst in deiner Gewalt. Nun weißt du, warum ich den Solon rief; mache jetzt mit mir, was dir gut scheint.« Cyrus, hierdurch an den möglichen Wechsel des eigenen Schicksals erinnert, schenkte dem Krösus das Leben und behielt ihn als Freund und Rathgeber bei sich. Nachdem schon fast alle Völker Asiens durch Cyrus unterworfen waren, sollten auch die Griechen, welche an der westlichen Küste wohnten, sich unter die Herrschaft der Perser beugen. Cyrus hatte ihnen früher seine Freundschaft angeboten, sie aber hatten diese übermüthig zurückgewiesen und sich sogar mit dem Krösus verbinden wollen. Cyrus gab ihnen nun folgende Fabel zur Antwort: »Es war einmal ein Fischer, der saß lange am Ufer und pfiff den Fischen zum Tanze. Sie wollten aber nicht kommen. Da nahm er ein Netz und fing sie. Und als er sie an's Land zog und sie nun um ihn herumsprangen, sagte er: Höret jetzt nur auf zu tanzen, da ihr vorher auf mein Pfeifen nicht habt tanzen wollen.« Es erging den
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