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1. Geschichts-Bilder - S. 53

1878 - Langensalza : Greßler
53 Demosthenes. (Um 350 vor Chr.) Demosthenes war der größte Redner unter den Griechen. Er war der Sohn eines Waffenschmiedes in Athen und ließ selbst noch dieses Geschäft durch Sklaven betreiben. Seinen Vater verlor er schon als siebenjähriger Knabe. Da er schwächlich und kränklich war, konnte er an den Leibesübungen der übrigen Knaben nicht Theil nehmen und mußte deshalb manchen Spott über sich ergehen lassen. Niemand ahnte damals in ihm den künftigen großen Redner. Als Knabe hörte er einst einen Redner und war ganz entzückt von der schönen Rede. Er faßte sogleich den Entschluß, auch einmal ein solcher Redner zu werden. Von der Zeit an las er mit dem größten Fleiße die Werke der griechischen Schriftsteller, um sich ihre Darstellungsweise anzueignen. Als er erwachsen war und eine schöne Rede ausgearbeitet hatte, hielt er diese vor dem versammelten Volke. Aber er wurde ausgepfiffen, und alle Mühe schien vergeblich gewesen zu sein. Betrübt schlich er nach Hause. Ein Freund aber ermunterte ihn zu einem zweiten Versuche. Diesmal arbeitete er viel sorgfältiger und übte die Rede geläufiger ein Aber ach! er wurde wieder ausgelacht. Das Gesicht in seinen Mantel hüllend, ging er wie vernichtet nach Hause. Darauf besuchte ihn ein anderer Freund und machte ihn aufmerksam auf seine Fehler beim Reden. — Demosthenes hatte aber als Redner drei Hauptfehler: erstlich sprach er zu leise, weil er eine schwache Brust hatte; dann sprach er undeutlich, denn einige Laute konnte er gar nicht hervorbringen, z. B. das R; endlich hatte er die üble Gewohnheit, daß er mit der Achsel zuckte, so oft er einen Satz ausgesprochen hatte. Wie sollte er aber solchen Gebrechen abhelfen? Demosthenes verzweifelte nicht. Was der Mensch will, das kann er. Um seine Brust zu stärken, ging er täglich die steilsten Berge hinan; oder er trat an das User des Meeres, wo die Wogen ein großes Gebrause machten, und suchte mit seiner Stimme das Getöse zu übertönen. Um das R und einige andere Laute herauszubringen und der Zunge die rechte Lage zu geben, legte er kleine Steine unter die Zunge, und so sprach er. Das häßliche Achselzucken sich abzugewöhnen, hängte er ein Schwert über der zuckenden Achsel auf, welches ihn jedesmal verwundete, wenn er in die Höhe fuhr. Dann ließ er sich die Haare kurz abscheeren, damit er eine Zeitlang gar nicht ausgehen durfte, sondern alle Zeit auf seine Kunst verwenden mußte. Nach solchen Vorbereitungen trat er endlich wieder aus und hielt eine so schöne Rede, daß das griechische Volk ganz entzückt war und seinen Ohren nicht trauen wollte.
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