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1. Geschichts-Bilder - S. 111

1878 - Langensalza : Greßler
111 wären sie nicht über die zurückgelassene Beute der Römer hergefallen. Drusus wich bis an den Rhein zurück, kam aber wieder und drang sogar bis zur Elbe vor, denn noch fehlte der Mann, der die einzelnen Völkerschaften zum gemeinsamen Handeln zu begeistern vermochte. Immer weiter wollte er dringen, da hemmte die Elbe seinen Siegeslauf. Vergebens versuchte er den Uebergang. Grollend zogen von allen Seiten Kriegswolken heran, und ein riesenhaftes Weib am jenseitigen Ufer der Elbe rief, die ernsten, prophetischen Worte herüber: »Zurück, Drusus! hier ist das Ende deiner Thaten und deines Lebens!« Drusus schauderte; er sah den Rhein nicht wieder. Genöthigt, einen schnellen Rückzug anzutreten, beunruhigten neue Unheilszeichen sein Gemüth. Da stürzt sein Roß aus dem unheimlichen Boden. Er zerbricht den Schenkel und findet seinen Tod, ehe er den Rhein erreicht. Was Drusus nicht hatte durchsetzen können, suchte Varus zu erzwingen mit List und mit Gewalt. Nene Zwingburgen werden angelegt, neue Straßen werden gezogen; mit Ehrenstellen schmeichelt man den Angesehensten; durch erregte Eifersucht sucht man die Völkerschaften zu entzweien. Schon hatten einzelne ihre deutschen Namen abgelegt und römische angenommen, schon fanden Viele an dem römischen Wohlleben, an der römischen Prunksucht Gefallen, besuchten die Marktplätze im feindlichen Lager und ahneten nicht, welches Loos man ihnen zu bereiten gedachte. Unvermerkt rückten neue Legionen nach: ein Heer von Beamten, Unterbeamten und Gerichtsdienern folgte ihnen. Die waffentragende Mannnschaft suchte man mit List oder mit Gewalt zum römischen Heerdienst zu zwingen. Römische Beamte nahmen Schätzungen nach dem Vermögen vor, um danach Abgaben aufzuerlegen, den Deutschen dis dahin unbekannt. Kam es zu Widersetzlichkeiten, wurden die Widerspenstigen vor das Gericht geladen, und nach römischem Brauch das Urtheil gefällt. Dies aber war gerade der Punkt, der die Freiheitsliebe der Deutschen am schmerzlichsten verwundete. Bisher waren sie gewohnt gewesen, durch selbst gewählte Männer nach altem Recht und Brauch gerichtet zu werden. Jetzt wurden sie in die Schranken eines römischen Lagers vorgeladen, deren Eingänge Soldaten bewachten. Auf einem erhöhten Viereck stand der Richterstuhl. Mit langem, purpurbesetzten Kleide angethan, erschien der Richter. Ihm voraus schritten zwölf Männer mit Birkenruthen, in welchen ein Beil steckte, die Macht ihres Herrn und ihren Berus dadurch ankündigend, Verurtheilte zu züchtigen oder am Leben zu strafen. Schreiber, welche die Protokolle aufnahmen, Gerichtsdiener, welche die Parteien mit ihren Anwälten und Zeugen vorluden, Herolde, welche den Anfang des Gerichts verkündigten, füllten die Schranken. In römischer Sprache, die Viele gar nicht verstanden, wurde geklagt, vertheidigt und Urtheil gesprochen. Ehrfurchtsvoll die Knie beugend,
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