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1. Geschichts-Bilder - S. 138

1878 - Langensalza : Greßler
138 entwickelten für ihn eine Tapferkeit, die sie in den letzten Kämpfen für ihre eigenen Angelegenheiten niemals gezeigt hatten. Drei Schlachten, die Theoderich bei Aquileja (an der Nordspitze des adriatifchen Meeres) und Verona (an der Etsch) 489 und im folgenden Jahre an der Ad da gewann, entschieden noch nichts. Nun begann ein Festungskrieg, in dem die Ostgothen so wenig geübt waren, daß Odoaker das feste Ravenna (am adriatischen Meere) noch drei Jahre gegen sie halten konnte. Endlich nöthigten Hunger und Seuchen die Stadt zur Uebergabe (493). Odoaker hatte sich bei derselben die Bedingung gestellt, Leben und Freiheit zu behalten; allein schon nach einigen Tagen ward er von Theoderich ermordet. Theoderich wußte diese Unthat, die seinen rohen Gothen wahrscheinlich nur im Lichte einer männlichen Handlung erschien, durch eine lange und segensreiche Regierung in Vergessenheit zu bringen, und nicht mit Unrecht hat man ihm den Namen des Großen beigelegt. Den dritten Theil sämmtlicher Ländereien gab er feinen Gothen. Zu Sitzen seiner Herrschaft wählte er die Städte Ravenna und Verona. Um die Römer an die Fremdherrschaft zu gewöhnen, ließ er ihre Sitten und Satzungen unangetastet. Konsuln und Senatoren behaupteten die alten Ehren, und das Steuersystem blieb wie zuvor. Zugleich waren drei vornehme Römer die vorzüglichsten Rathgeber des Königs. Das Kriegsheer jedoch nahm er einzig und allein aus den Großen. Zur Hebung des Verkehrs ließ Theoderich treffliche Landstraßen bauen und wehrte mit aller Strenge den Räubereien. Gelehrte Römer behandelte er mit Auszeichnung. Unter einer solchen Verwaltung blühte das zertretene Italien sichtlich empor. Die Unsicherheit verschwand, der Acker trug reiche Frucht und die verfallenen Städte erstanden aus ihren Trümmern. — Während Theoderich so für die innere Wohlfahrt seines Landes sorgte, war er auch darauf bedacht, den auswärtigen Fürsten Achtung und Ehrfurcht einzuflößen. Das Schwert zog er nur im äußersten Nothfall. Gleichwohl hatte fein Reich eine bedeutende Ausdehnung. Ihm gehorchten nicht nur Italien mit den dazu gehörigen Inseln, sondern auch ein Theil des südlichen Galliens, dazu die Länder zwischen den Alpen bis gegen die Donau und ein großer Theil von Ungarn und Dalmatien. — So behauptete sich das Reich der Ostgothen bis zu Theoderich's Tode in großem Ansehn, und bildete in gewisser Weise den Mittelpunkt aller deutschen Staaten. Theoderich starb, ohne Kinder zu hinterlassen, im Jahre 526. Noch Jahrhunderte lang wurde er von den Deutschen in Sagen und Liedern als »Held Dietrich von Bern« (so nannten die Deutschen seine Hauptstadt Verona) gefeiert. — Seine Nachfolger erbten nur den Thron, nicht aber des Stifters Geist. Unter unmündigen und schwachen Königen zerrütteten unruhige und herrschsüchtige Große das Reich und beschleunigten dessen Untergang (554).
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