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1. Geschichts-Bilder - S. 187

1878 - Langensalza : Greßler
187 Tod sei leichter als ein so schmähliches Joch. Darum beschlossen sie, Jeder solle in seinem Lande mit vertrauten, herzhaften Männern sprechen und erforschen, weß Sinnes das Volk sei und was es für Freiheit und Sicherheit einsetzen wolle. Nach diesem kamen sie oft in verabredeten nächtlichen Stunden zusammen an einem heimlichen Orte am See. Der lag säst mitten inne zwischen Uri, Unterwalden und Schwyz, aus einer schmalen, umbuschten Wiese am Fuße von den Bergen des Se elisb erge s, gegenüber dem Dörfchen Brunnen. Man hieß ihn vom ausgerotteten Gestrüpp das Rütli; da waren sie von Menschen und Wohnungen weit. Bald brachte Jeglicher frohe Botschaft mit: »Allem Volke sei viel leichter der Tod, als das schmähliche Joch.« Wie sie aber in der Nacht am 17. November 1307 zusammen kamen, und jeder von den Dreien mit sich zur Matte auf Rütli zehn treue Ehrenmänner geführt hatte, entschlossen, die alte Landesfreiheit über Alles, das Leben für Nichts zu achten, erhoben die frommen Drei ihre Hände gen Himmel und schwuren zu Gott dem Herrn, vor welchem Könige und Bauern gleich sind, »in Treue für die Rechte des unschuldigen Volkes zu leben und zu sterben; Alles gemeinschaftlich, nichts eigenmächtig zu wagen und zu tragen; kein Unrecht zu dulden, aber auch kein Unrecht zu thun; des Grasen von Habsburg Recht und Eigenthum zu ehren und keinem der Königsvögte Uebels zuzufügen, aber den Vögten zu wehren, das Land zu verderben.« Und die dreißig Anderen streckten die Hände auf und thaten den Eid, wie jene, zu Gott und allen Heiligen, »die Freiheit mannhaft zu behaupten.« Und sie erwählten die Neujahrsnacht zum Werke. Dann gingen sie auseinander, jeder in sein Thal, zu seiner Hütte und winterten das Vieh. Dem Vogt Hermann Geßler ward nicht wohl, denn er hatte ein böses Gewissen. Es dünkte ihm, als wenn das Volk muthiger umherginge und trotziger aussehe. Darum ließ er den herzoglichen Hut von Oesterreich erhöhen auf einer Stange in Uri und befahl: »Wer vorübergehe, solle demselben Ehrerbietung erweisen. Daran wolle er erkennen, wer wider Oesterreich sei.« Und Wilhelm Tell, der Schütz aus Bürgeln, ging vorüber, einer von den Männern auf Rütli; aber er beugte sich nicht. Alsbald führten sie ihn gefangen zum Vogt und dieser sprach ergrimmt: »Trotziger Schütze, so strafe dich deine eigene Kunst! Einen Apfel lege ich auf das Haupt deines Söhnleins, den schieße herab und fehle nicht.« — Und sie banden das Kind und legten aus das Haupt desselben einen Apfel und führten den Schützen weit davon. Er zielte; da schwirrt die Bogensehne; da brach der Pfeil den Apfel. Alles Volk jauchzte freudig. Geßler aber fragte den Schützen: »Wozu trägst du noch den andern Pfeil bei dir?« Es antwortete Tell: »Hätte der erste nicht den Apfel getroffen,
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