Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichts-Bilder - S. 239

1878 - Langensalza : Greßler
nach Augsburg komme und hießen ihn in einem Kloster bleiben, bis sie ihm bei dem Kaiser ein frei und sicher Geleit ausbrachten. Inzwischen forderte der päpstliche Legat Dr. Luther zu sich. Aber Luther erklärte, daß er auf Bescheid vom Kaiser warten wolle, worauf der Bote des Kardinals sagte: »Meinst du, Fürsten und Herren werden sich deiner annehmen und dich wider den römischen Stuhl vertheidigen? Wo willst du sicher sein und bleiben?« Dr. Luther gab eine kurze, freudige Antwort: »Unter dem Himmel!« Bald darauf kam das Geleit, und nun erschien er vor dem Kardinal voll Demuth und Ehrerbietung. Der Kardinal ließ sich mit freundlichen Worten hören und bot dem Dr. Luther Gnade und große Förderung an, sofern er nur widerrufe, was er bisher gepredigt und geschrieben habe. Dr. Luther entgegnete, er wolle dies von Herzen gerne thun, sofern er mit Gottes Wort überwiesen werde, was er unrecht gelehrt habe. Darauf beschuldigte Cajetan den Dr. Luther der Ketzerei und forderte, er solle widerrufen. Dr. Luther wollte und konnte das nicht thun, weil er für seine Lehre guten und gewissen Grund aus Gottes Wort hatte. — Der Legat hatte hieran kein Genüge. Weil derselbe auf Luthers Briefe, in denen dieser seine Meinung schrieb, keine Antwort gab, ward allen Freunden dieses lange Stillschweigen verdächtig, also, daß sie böse Anschläge befürchteten. Daher verschaffte Staupitz Dr. Luther ein Pferd; der Rath von Augsburg gab ihm einen alten Ausreiter mit, der die Wege wußte, und Herr Christoph Langemantel half ihm des Nachts durch ein Pförtlein aus der Stadt. Da ritt er den ersten Tag acht Meilen, hernach etwas langsamer und kam glücklich nach Wittenberg zurück. Als der Papst sah, daß er des Dr. Luthers freudige und standhafte Lehre mit Gewalt nicht dämpfen könne, fertigte er seinen Kämmerling Karl von Miltitz ab an den Kurfürsten von Sachsen, dem er auch eine geweihete Rose mitsandte. Er begehrte vom Kurfürsten, er solle den Dr. Luther gen Rom stellen oder ferner in seinem Kurfürstenthum nicht dulden. Allein Miltitz fand wenig Gehör. Es war ihm jedoch vergönnt, ein Gespräch mit Dr. Luther zu halten, sofern man dies auch seinen Widersachern auferlegte. Damit war Miltitz wohl zufrieden. — Aber die Zeit war vorhanden, daß der Widerpart mit seiner Thorheit offenbar werden sollte. Denn jetzt fiel darein mit großer Heftigkeit Dr. Johann E ck aus Baiern; der wollte Luthers Lehre von der wahren Bekehrung widerlegen und des Papstes Ablaß vertheidigen, weshalb er zu Leipzig mit Dr. Luther eine Disputation anstellte. Nach derselben begann das Ansehen des Papstes in vieler Leute Herzen zu fallen, nachdem Luther öffentlich bezeugt hatte, Jesus Christus sei das einzige Haupt der Christenheit.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer