Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Geschichts-Bilder - S. 331

1878 - Langensalza : Greßler
331 Frankreich gebracht hatte, nicht lieben, und der Pöbel beschimpfte sogar seinen Sarg. Ja die Freude und der Untuille des Volkes ging bis zur Ausgelassenheit; man wollte die Häuser der Jesuiten mit den Fackeln des Leichenzuges in Brand stecken. Zu den Handlungen, die Ludwig hätte bereuen und noch wieder gut machen sollen, gehört besonders, daß er das Ediet von Nantes, welches Heinrich Iv. zu Gunsten der Hugenotten gegeben hatte, in jenen Jahren des Uebermuthes, 1685, aushob. In Folge dessen schloß man den Resormirten ihre Kirchen, alle Kinder resormirter Eltern mußten in katholische Schulen geschickt werden, Ehen, von resormirten Predigern eingesegnet, wurden für ungültig erklärt, den Aerzten wurde verboten, resormirte Kranke zu besuchen. Ja es kam Besehl, daß die Kranken, welche nicht katholisch werden wollten, gleich nach ihrer Genesung zu den Galeeren verdammt sein sollten. Starb ein solcher Mensch, so wurde sein Körper auf den Schindanger geworfen. Die Wuth war so groß, daß man Resormirte an den Haaren aufhing, und unter ihre Füße glühende Kohlen schob, um sie zur Verleugnung ihres Glaubens zu zwingen. Auch machte man Leute betrunken, und bildete ihnen nachher ein, sie wären katholisch geworden. Es ist wohl nicht zu verwundern, wenn hier manche erlagen und die katholische Religion annahmen; allein bei weitem die größte Zahl blieb standhaft, und aller Anstalten ungeachtet, die man gegen die Auswanderung getroffen hatte, verlor Frankreich binnen drei Jahren 50,000 seiner fleißigsten, geschicktesten und geldreichen Familien. — Andere Völker nahmen sie bereitwillig auf, besonders lud sie der große Kurfürst von Brandenburg, Friedrich Wilhelm, in seine Staaten ein. Hier legten sie einen großen Theil der Manufakturen und Fabriken an, wodurch die brandenburgifchen Staaten aufblühten. Werfen wir zum Schluß noch einen Blick auf Ludwig's Aeußere, auf feinen Geist und ans seine Hofhaltung. — Der König befaß ein treffliches Aeußere. Seine Gestalt war schön und männlich, seine Gesichtsbildung edel und einnehmend; noch im Alter gewährte er den Anblick eines herrlichen Greises. Dabei verband er in seinem Benehmen Anmuth mit Würde, und während der freundliche Ton seiner Stimme ihm die Herzen gewann, flößte die Hoheit feines ganzen Wesens Ehrfurcht ein. Sein Geist, von Natur scharf und durchdringend, war zwar ohne wahre Pflege geblieben, doch kam ihm in der,Kunst, die Gedanken mit Würde und Feinheit auszudrücken, keiner seiner Hofleute gleich. Auch besaß er ein treffliches Gedächtniß und ein gesundes Urtheil. Die Künste und Wissenschaften wurden von ihm geehrt, weil sie ihn selbst ehren und verherrlichen sollten. Wo ein ausgezeichnetes Talent sich zeigte, ließ er es hervorziehen und unterstützen. Die größten Dichter Frankreichs,
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer