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1. Geschichts-Bilder - S. 404

1878 - Langensalza : Greßler
404 der Tyroler; darum war er dem Kaiser Franz in unsäglicher Treue ergeben und dachte immer mit einer sehnsuchtsvollen Wehmuth an das österreichische Kaiserhaus. Napoleon aber und Baiern, dem Tyrol Zugefallen war, machten Neuerungen und Aenderungen im Lande, tasteten die Kirche und die Priester an und machten größere Auflagen, und die Tyroler, die das Altherkömmliche lieben, glaubten ihre Volksthümlichkeit, ihr Tyrolerthum bedroht. Das war der größte Grund von der Unzufriedenheit mit der neuen Herrschaft und der bewunderungswürdigen Anhänglichkeit an die alte. Viele wanderten aus, die Meisten verschlossen still den Schmerz in ihrem Herzen und glaubtest an die Zukunft, an einen Krieg, der das ändern müsse. Und wirklich schlug im Jahre 1809 die Kriegsflamme zwischen Oesterreich und Frankreich wieder empor. Die Tyroler aber, mit dem großen Schmerze und den feurigen Schlägen in der Brust, glaubten, die Stunde der Befreiung und Rettung müsse für immer gekommen fein, und sie redeten viel unter einander und meinten ihr altes Recht auf eigene Faust sich selbst wieder zu verdienen. Noch ehe sie recht wußten, was und wie zu handeln sei, gingen Abgeordnete nach Wien, um Oesterreich zum Beistände zu bewegen; und der Erzherzog Johann, der der Götze des Tyroler Volks war, willigte in den Ausstand und versprach Rettung und Beistand. Unter diesen Abgeordneten, die nach Wien gingen, war auch der Gastwirth am Sand, Andreas Hofer, bei St. Bernhard im Passeyer am 22. November 1767 geboren, aus einem Geschlechte, das von gutem, altem Herkommen war und bei den Landleuten einen guten Klang hatte. Er war von hoher herkulischer Gestalt und trug einen schönen schwarzen Bart, der bis an den Gürtel reichte; im ganzen Etschlande war er wegen seiner anerkannten Rechtlichkeit und seiner Liebe zum Althergebrachten ungemein beliebt, und sein Herz, das sonst ruhig fortschlug, stand in vollen Flammen, wenn das Recht und die Satzungen der Väter, religiöse Gegenstände, oder die über Alles theure, heimathliche Erde geschmälert oder gelästert wurden. In einer Seele voll schmuckloser Einfalt und frommer Treue trug er eine nie wankende Vaterlandsliebe und einen hohen Nationalstolz; er haßte alle Feinde der Freiheit und seines Vaterlandes, und darum haßte er nicht blos die Franzosen und die Baiern, sondern auch den Adel. Und dieser Andreas Hofer war unter den Verschwornen zur Rettung seines Vaterlandes, und er kehrte von Wien zurück mit gutem Muthe und sagte zu seinen Brüdern: »Wohlan, man wird uns helfen!« Die Zahl der Verschwornen war aber schon 600, und die ganze große Zahl hielt das Geheimniß mehrere Monate verschlossen in der Brust. Aber diesem Volke ist der Gesammtwille der theuerste und höchste, es stehen Alle für Einen, und Einer für Alle, und
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