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1. Geschichts-Bilder - S. 411

1878 - Langensalza : Greßler
411 gerade durchging. Im Todesjahre Friedrichs des Großen unternahm Stein eine Reise nach England, und lernte so durch eigene Anschauung die staatlichen und bürgerlichen Einrichtungen der Engländer kennen, zu denen er stets eine gewisse Hingebung zeigte. Bald nachher erhielt er die Stelle eines Bergamtsdirektors, kam durch den Tod seines Vaters in den Besitz der Familiengüter und vermählte sich mit einer Gräfin Wallmoden-Gimborn aus Hannover. Dann sehen wir ihn 1793 an der Spitze einer Verpflegungskommission für die preußischen Truppen in Westphalen, kurze Zeit darauf als Direktor und als Präsidenten der Kriegs- und Domainen-Kammer, bis sich ihm 1796 ein umfassender Wirkungskreis in der Stellung eines Oberpräsidenten der westphälischen Kammer zu Wesel, Hamm und Minden eröffnete. Steins Wirksamkeit als Oberprästdent erscheint als eine Vorbereitung zu den durchgreifenden Reformen, durch welche er später den preußischen Staat neu gestaltete. Er belebte Handel und Ge-werbfleiß, suchte den Bauernstand zu heben, regelte das Forstwesen, sorgte für bequeme Verbindung durch Chausseen und förderte durch seine ganze Thätigkeit den Wohlstand der Provinz. Im Jahre 1804 trat Stein nach dem Tode Struensee's in das Ministerium ein und erhielt das Departement der indirekten Abgaben, der Accise und Zölle, des Salzwesens, der Fabriken und des Handels, der Verwaltung und Staatsschulden, der Seehandlung und der Bank. Schon damals wurde es von Einzelnen anerkannt, daß ihm vermöge seiner vielseitigen Kenntnisse, seiner unbegrenzten Thätigkeit, seiner makellosen Rechtschaffenheit und vor Allem vermöge der unerschütterlichen Festigkeit in der Durchführung eines bestimmt vorgezeichneten Planes, eigentlich der Platz eines ersten Ministers gebühre. Allein gerade wegen feines rücksichtslosen Festhaltens an dem einmal für Recht Erkannten, mußte er es um so härter empfinden, daß feine Wirksamkeit vielfach gehemmt wurde. Dennoch gelang es Stein, Einrichtungen durchzusetzen, welche von dauerndem Einflüsse auf die preußischen Verhältnisse gewesen sind. — Auf die auswärtige Politik vermochte er keinen Einfluß zu gewinnen; noch ehe der Krieg mit Napoleon zu Ende geführt war, sah sich Stein genöthigt, aus dem Staatsdienste zu treten. Allein mit der tiefen Erniedrigung Preußens durch den Frieden von Tilsit (9. Juli 1807) trat ein vollständiger Umschwung des ge-sammten Staatslebens ein, so daß uns jenes Unglück tote eine heftige Krankheit erscheint, welche den Körper niederwirft, um feine innere Entwicklung gedeihlich zu fördern. Die Schlacht von Jena (14. Oktober 1806) hatte die bisherigen Grundlagen des Staates wankend gemacht. Eine schnell überhand nehmende Noth überzeugte davon, daß es Preußen bei seinen schlagfertigen Truppen dennoch an einem kräftigen Bürger- und Bauernstand gefehlt hatte. Wollte
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