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1. Geschichts-Bilder - S. 418

1878 - Langensalza : Greßler
418 gebe, aus welcher man sich nicht am Ende durch einen Kampf Mann gegen Mann herausziehen könne. Wenn die Truppen ihre Befehle hatten, so konnte er die Ausführung kaum erwarten, und alle Bewegungen schienen ihm zu langsam. Es war nicht rathsam, ihm den Entwurf zu einer Schlacht vorzulegen, deren Dauer auf den ganzen Tag und die Entscheidung auf den Abend berechnet war. Sein Charakter verlangte schnellere Entscheidung. Die Reiterei war seine Lieblingswaffe. Von seinem Gleichmuth in Gefechten, von seiner Todesverachtung werden viele Züge erzählt. Im größten Kugelregen bei Ligny rauchte er gelassen seine Pfeife, die er an der brennenden Lunte des nächsten Kanoniers angezündet hatte. Seine Umgebung hatte immer alle Mühe, ihn von der persönlichen Theilnahme an einzelnen Angriffen zurückzuhalten, besonders wenn ein Gefecht ungünstig ausfiel: dann wollte er zuletzt immer persönlich mit der Reiterei Alles wieder umlenken, und indem er sagte: »Ich werde sie gleich mal anders fassen!« oder: »Na, ich will schon machen, laßt mich nur erst unter sie kommen!« sah er sich eifrigst nach der nächsten Reiterei um, rief die Anführer herbei, denen er das Meiste zutraute, und war oft kaum zu verhindern, seinen für das Ganze vielleicht schon zwecklosen, für die Truppen aber selbst im Gelingen verderblichen Anschlag auszuführen. Aus dem Schlafe aufgerüttelt, um die*Melbimg zu vernehmen, daß Napoleon eine neue, so unerwartete, als kühne Bewegung ausführe, antwortete Blücher gähnenb: »Da kann er die schönsten Schmiere kriegen!« gab einige für bett Fall nöthige Befehle und drehte sich gelassen auf die andere Seite zum Weiterschlafen. Durch solche Art, zu sein und die Dinge zu nehmen, hatte Blücher eine unwiderstehliche Wirkung auf das Volk: der gemeine Mann war ihm überall, wo er sich zeigte, sogleich zugethan; selbst in Frankreich hatte das Volk eine Art Vorliebe für ihn. Ihm war ins- besondere die Gabe eigen, mit den Soldaten umzugehen, sie zu ermuntern, zu befeuern; mit dem Schlage weniger Worte, wie sie der Augenblick ihm eingab, durchzuckte er die rohesten Gemüther. Einst wollte er kurz vor einem Sturme seine Truppen anreden; da siel ihm ihr schmutziges Aussehen auf, und sogleich an diesen Eindruck seine Worte anknüpfend, rief er in seiner Kraftsprache: »Kerls, ihr seht ja aus wie die Schweine. Aber ihr habt die Franzosen geschlagen. Damit ist's aber nicht genug. Ihr müßt sie heut wieder schlagen; denn sonst sind wir Alle verloren!« Eine Anrede, wie sie von der größten Redekunst nicht glücklicher ausgedacht und angeordnet werden konnte. Eben so glücklich trafen oft seine Scherzworte; z. B. wenn er einem Bataillon Pommern, welches beim Eindringen in Frankreich überall brav gethan, aber auch sehr gelitten hatte und in ernster, fast düsterer Haltung einherzog, vertröstend zurief: »Nun, Kinder,
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