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1. Geschichts-Bilder - S. 427

1878 - Langensalza : Greßler
427 Scharnhorst.*) So lange es noch Krieg geben wird, so lange wird man Anführer brauchen, welche die Heere nicht allein vor den Feind führen, sondern sie auch schon vorher zu der ernsten Bestimmung zweckmäßig vorzubereiten verstehen. Nur selten findet man Generale, die beide Eigenschaften in sich vereinigen, und nur selten wird denen, die so Vortheilhast von der Natur ausgestattet und durch Erziehung gebildet worden sind, die Gelegenheit geboten, der Welt zu zeigen, daß sie nicht blos Heere ausbilden, sondern sie auch anführen können. Wohl dem Staate, in welchem es solche Männer giebt! — Ein solcher Mann war der General Gerhard David von Scharnhorst, den 10. November 1756 auf einem kleinen Pachthofe zu Hämelsee in der jetzt preußischen Provinz Hannover von bürgerlichen Eltern geboren, die erst die genannte Pachtung, dann eine andere zu Bothmar hatten. In seinem 21. Jahre ward Scharnhorst Offizier im hannoverschen Heere. Bald erschienen militärische Schriften von ihm, welche die Aufmerksamkeit von Fachkennern erregten. Diese sowohl als seine bewiesene Kriegstüchtigkeit bewirkten, daß er, der inzwischen schon durch mehrfache Beförderungen ausgezeichnet worden war, im Jahre 1794 — er stand damals in seinem acht und dreißigsten Lebensjahre — zum Oberst-Lieutenant erhoben ward. Sieben Jahre später veranlaßte ihn der Herzog von Braunschweig, in preußische Dienste zu treten, und er ward als Oberst-Lieutenant beim dritten Artillerie-Regiment angestellt. Bei der Artillerie war schon damals die Mehrzahl der Offiziere von bürgerlicher Abkunft. Trotzdem nun gerade von den Artillerie-Offizieren die meisten Kenntnisse verlangt wurden, sahen doch die Offiziere der übrigen Waffengattungen mit Gerinqschätzuug auf sie herab, daher auch der Vorschlag, den Artillerie-Offizier Scharnhorst in den Generalstab aufzunehmen, in maßgebenden Kreisen auf ernstliche Bedenken stieß. Und dies geschah zu einer Zeit, in der ein französischer Artillerie-Offizier als Kaiser der Welt über den Werth der alten Wehrverfassung, wie sie auch in Preußen noch bestand, schon so eindringliche Lehren gegeben hatte! Beitzke sagt über Scharnhorst: »Derselbe erschien bescheiden, anspruchslos im Auftreten, scheinbar gleichgültig, sich gehen lassend. Er hatte eine etwas schiefe Körperhaltung, der Kopf war nicht selten ans die Brust gesenkt. Seine etwas schleppende Rede, die weiche hannoversche Mundart, der oft unbehülfliche mündliche Ausdruck nahmen nicht für ihn ein. Er wurde daher anfänglich fast allgemein falfch beurtheilt und für einen unpraktischen Offizier *) Nach Thunngus und Schmidt.
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