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1. Teil 1 - S. 113

1882 - Leipzig : Brandstetter
Wissenschaft und Schule im karolingischen Zeitalter. Hz dieselbe lediglich in den Händen der Frauen. Denn dem freien, sich im geräuschvollen öffentlichen Leben tummelnden Manne schien die Aufgabe eine unwürdige zu fein, sich der Pflege der Kinder oder der eignen Erlernung des Lesens und Schreibens hinzugeben. Der Hausfrau lag es ob, ihre Kinder die alten Heldenlieder und den Gebrauch der Runen zu lehren. Sie war es auch, die bessere, christliche Sitte und Sinn für Wissenschaft und Kunst zuerst pflegte. Noch bis in die späteren Zeiten des Mittelalters saud der Unterricht in den Elementen der Wissenschaft weit leichter bei den Mädchen als bei den Knaben Eingang, und gefeierte Dichter, wie Wolfram von Eschenbach, Ulrich von Lichteusteiu u. a. haben in ihrem ganzen Leben weder lesen noch schreiben gelernt. Die besten Regenten des Mittelalters, Karl der Große, Heinrich I. und Otto I., sind ohne jede gelehrte Bildung in ihrer Jugend auferzogen worden, und man rühmte es dem Pfalzgrafen Friedrich von Sachsen, der im 11. Jahrhundert lebte, als etwas ganz Außerordentliches nach, daß er in der Schule zu Fulda gelernt habe, Briefe zu lesen und zu verstehen. Karl gab sich noch in seinem späteren Mannesalter der Erlernung der Wissenschaften hin. Otto I. erlernte von seiner Gemahlin Adelheid das Lesen, die Kaiserin Gisela, Gemahlin Konrads Ii., ließ sich Notkers Werke abschreiben, und vor allen hoch gefeiert war wegen ihrer gelehrten Bildung des Kaisers Heinrich Iii. Gattin Agnes. Es ließen sich leicht noch mehr Beispiele aufführen, um den Nachweis zu liefern, wie die Frauen besonders die Trägerinnen der wissenschaftlichen Bildung in den höheren Kreisen waren. Die berühmten Bischöfe Liudger, Ansgar und Bruno bekennen, wie sie in ihrer frühesten Jugend, bevor sie ins Kloster ausgenommen wurden, von ihren frommen Müttern im Lesen der heiligen Schrift unterrichtet wurden. Doch immer noch blieben diese Fälle vereinzelt und reichten nicht aus, auf die große Menge des Volkes so einzuwirken, daß die letzten Spuren des Heidentums im Frankenreiche vollständig getilgt werden konnten. Zwar fingen schon seit dem 7. Jahrhunderte die merovingischen Könige an, gewaltsam dagegen einzuschreiten, doch fand der alte Götzendienst noch lange am unteren Rhein, an der Maas und Schelbe eine Zuflucht. Der Gelehrteste der Merovinger, König Chilperich I., scheint die alten Kaiserschulen, die in den Hauptstädten des Reiches in der Römerzeit bestanden hatten, wieder ausgerichtet zu haben, doch können sie kaum von großem Einfluß gewesen sein, da man gegen 768 im Reiche nach dem Zeugnisse eines nur wenig Iahte später lebenden Schriftstellers keine Spur von Wissenschaften und schönen Künsten sah. Hatten sich bis zum Ende des 6. Jahrhunderts allenthalben auf den fränkischen Bischofssitzen römische Geistliche erhalten, so bemächtigte sich von da an die erste germanische Generation der kirchlichen Würben. Stand dieselbe auch an Tüchtigkeit und Ernst der Gesinnung, an praktisch tiefer Erfassung des Christentums ihren Vorgängern nicht nach, so konnte sie sich boch nicht in der Gelehrsamkeit und Bilbung mit ihnen messen. Sehr viele beutsche Bischöfe legten daher, weil sie sich ihrer Aufgabe nicht gewachsen fühlten, ihre Ämter wieber rtieber, kehrten Richter, Bilder a. d. dtsch. Kulturgesch. I. g
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