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1. Teil 1 - S. 169

1882 - Leipzig : Brandstetter
Deutsche Frauen im Zeitalter der Dttonen. 169 besonders der Geistlichkeit, scheint es fast zuviel gewesen zu sein. So ließ man sie nach ihrem Tode jammernd einer Nonne erscheinen und diese um ihre Fürbitte anflehen wegen der größten ihrer Sünden, daß sie nämlich manchen unnützen Weiberschmuck in Deutschland eingebürgert habe. Indessen hat sie gewiß auch Besseres, eine umfassendere Bekanntschaft mit der griechischen Sprache, Kunst und Litteratur unter uns angebahnt, und jedenfalls ist vordem nie ein deutscher Fürstensohn sorgfältiger erzogen und gebildet worden, als das von der ganzen Mitwelt angestaunte Wunderkind Otto Iii. unter der Leitung feiner Mutter Teophauo, der kräftigen Regentin des deutschen Reiches. Noch in die Zeit ihrer Regentschaft fällt — ein freundliches Kulturbild im südlichen Deutschland — der Lebensabend der Herzogin Hadwig von Schwaben. Dem Herzog Heinrich von Bayern, Ottos des Großen thatkräftigem Bruder, hatte feine Gemahlin Judith, die durch Schönheit und Geist glänzende Tochter des Bayernherzogs Arnulf, in Hadwig eine Tochter geschenkt, welche die genannten Eigenschaften der Eltern in sich vereinigte. In früher Jugend einem griechischen Kaiser verlobt, erhielt sie die sorgsamste Erziehung und wurde durch Kämmerlinge, welche der Bräutigam eigens dazu gesandt hatte, auch im Griechischen unterrichtet. Aber das Mädchen zog vor, im Vaterlande zu bleiben; als sie für den Bräutigam gemalt werden sollte, entstellte sie ihr schönes Gesicht durch Verzerrung der Augen und des Mundes und hintertrieb so die Sache, bald auch die Heirat selbst. Dagegen willigte sie in eine Verbindung mit dem schon bejahrten Schwabenherzog Burkhard, über welchen das junge schöne Weib leicht eine unbedingte Herrschaft gewann. Das kinderlose Ehepaar wohnte auf dem Felsfchloß Twiel im schönen Hegau, von wo die blühende Hadwig noch zu des Gemahls Lebzeiten Schwaben mit starker Hand regierte, während ihre Mutter nach dem Tode des Gatten über Bayern herrschte. Herzog Burkhard verschied im Jahre 973 als angehender Sechziger und ward zu Reichenau beigesetzt. Obgleich nun der Kaiser einen neuen Herzog über Schwaben ernannte, weil das alemannische Gesetz die Weiber von aller Lehnsnachfolge ausschloß, so verblieb Hadwig dennoch lebenslänglich bei dem herzoglichen Titel, wie im wirklichen Besitze der Herrschaft über die Erbgüter des Bnrkhardischen Hauses und der Klostervogteien eines gewissen Gebietes, worin sie im Namen des Reiches als Verweserin waltete. Soviel wurde ihrem männlichen Geiste eingeräumt auch gegen das Ansehen uralter Gewohnheit. Auf dem stolzen Burgsitze von Hohentwiel widmete die Herzogin ihre freie Zeit den griechischen und lateinischen Musen. Dieselben wurden aber damals zu St. Gallen ganz besonders gepflegt, und da sich Hadwig teils in Geschäften der Klostervogtei, teils wegen des Gottesdienstes öfters dorthin begab, fo konnte der gelehrte Mönch Ekkehard, welcher gerade das Amt
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