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1. Teil 1 - S. 171

1882 - Leipzig : Brandstetter
Deutsche Frauen im Zeitalter der Ottonen. 171 mählung des Merkur mit der Philologie in feiner Goldstickerei dargestellt, woraus man entnehmen mag, welchen Einfluß das Studium der Alten zu Hohentwiel unter Hadwig ausgeübt. Einst brachte Ekkehard feinen jungen Neffen Burkhard aus dem Kloster mit nach Hohentwiel, damit er von der Herzogin Griechisch lerne. Auf der Herzogin Frage nach feinem Begehr antwortete der versgewandte Knabe mit dem Hexameter: „Esse velim Graecus cum sim vix, domna, Latinus“ d. i. Kaum erst, Herrin, ein Lateiner, wär ich schon gern der Griechen einer. Die Herzogin setzte den kleinen Dichter zu sich auf ihren Fußschemel, küßte denselben und wollte noch mehr dergleichen Verse hören. Da entschuldigte sich der Knabe hocherrötend durch neue Hexameter mit seiner Verlegenheit. Hierüber brad) die Herzogin in ein herzliches Lachen aus, zog den Kleinen schmeichelnd an ihre Seite und lehrte ihn eine Antiphonie, die sie selbst aus dem Lateinischen ins Griechische übersetzt hatte. Dann wurde er huldreichst entlassen und begab sich mit feinem Oheim zu den Hof-kaplänen, die Ekkehard ebenfalls zu unterrichten hatte, da Hadwig nicht duldete, daß sie ungebildet blieben und dem Müßiggänge frönten. Fast zu jeder Ferienzeit ließ Hadwig den jungen Burkhard nad) Hohentwiel bescheiden, damit er zu ihrem Vergnügen lateinisdje Verse ans dem Stegreif mache und von ihr Griechisch lerne. Als der Knabe, zum Jüngling herangewachsen, durd) seine Bestimmung für immer von Twiel abgerufen wurde, beschenkte sie den Scheidenden mit einem Horaz und anderen Büchern, welche nod) lange einen Schmuck der Klosterbibliothek bildeten. Auch die Lesungen des Virgil nahmen ein Ende. Ekkehard kam auf Verwenden der Herzogin als Rat, Kaplan und Erzieher des jungen Otto an den kaiserlichen Hof, was ihm später den Beinamen „der Hofmaun" eintrug. In kurzer Zeit gelangte er zu hohem Ansehen und Einfluß. Als man ihm die Abtei Ellwangeu bestimmte, war er nicht abgeneigt, dieselbe anzunehmen; aber sein kaiserlicher Zögling und dessen Mutter Adelheid, deren Gunst er sich ebenfalls in hohem Grade zu erwerben gewußt, hinderten ihn daran, weil der Hof seines Rates noch bedürfe, und machten ihm Hoffnung auf ein ansehnlid)es Erzbistum. Seinem heimatlichen Stifte St. Gallen leistete Ekkehard in feiner einflußreichen Stellung treffliche Dienste. Am 23. April 990 starb er als Domprobst zu Mainz. Hadwig überlebte ihn kaum vier Jahre. Nicht minder, als St. Gallen, erfreuten sich and) andere Gotteshäuser der Werktätigen Teilnahme Had-wigs, namentlich ihr eigenes Klösterlein zu Hohentwiel und das Kloster Petershaufen bei Konstanz. Sie vermachte dem letzteren einen großen Meierhof zu Epsendorf in der Bar mit all feinen Zugehörungen an Leuten, Gütern und Rechten in den benachbarten Orten. Es scheint dies das letzte ihrer frommen Vermächtnisse gewesen zu sein, denn sie starb noch vor der kaiserlichen Bestätigung desselben am 28. August 994 und wurde zu Reichenau an der Seite ihres Gemahls begraben. Sie sank mit dem Lobe
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