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1. Teil 1 - S. 289

1882 - Leipzig : Brandstetter
Die deutschen Spielleute des Mittelalters. 289 der sangkundige Mann und das Landrecht erhielt, das mir der Edeln Schirmherr früher gegeben hatte." Mancher dieser Dichter mochte lange von Ort zu Ort gezogen sein, bis endlich ein reicher und mächtiger Herr, dem er seine Lieder vorsang, den oder dessen Vorfahren er vielleicht in seinem Liede verherrlichte, ihn bei sich behielt und ihm für das Alter ein sicheres Ruheplätzchen bereitete. So erzählt in einem alten angelsächsischen Liede ein solcher Dichter, Widsidh, von seinen früheren Fahrten: „Viele fremde Länder durchreiste ich, weit über den breiten Erdengrund. Gutes und Übles habe ich da erfahren; fern von Freunden und Verwandten zog ich in die Weite. Darum kann ich singen und erzählen vor den Gästen, die in der Halle sitzen und Met trinken, wie mich edle Helden gütig behandelt haben." Im weitern Verlaufe des Liedes schildert er seine und seines Genossen Skilling treffliche Kunst. „Wenn wir beide in glänzender Rede vor unserm siegreichen Fürsten Sang erhoben, wenn laut zur Harfe der Gesang erklang, dann sprach mancher tapfre Mann, der das wohl verstand, daß er niemals bessern Sang gehört habe." Endlich schließt Widsidh sein Lied mit den Worten: „So schreitend wandern die Sänger, die die Helden besingen, durch viele Länder. Sie sagen, was sie bedürfen, und wenn sie es erhalten haben, sagen sie Dankworte. Immer, bald im Süden, bald im Norden, treffen sie einen der Lieder Kundigen, einen Freigebigen, der sich durch seine Freigebigkeit Ehre vor seinem Hofgesinde verschaffen will." Im Gndrnnliede erzählt der Sänger Horand von zwölf Sängern, die täglich vor seinem Herrn singen mußten. Horand selbst ist ein edler Spielmann, der die Harfe zur Hand nimmt, wenn niemand seines Schwertes bedarf, wie der kühne Spielmann Volker im Nibelungenliede. Neben solchen freien Helden begegnen in den deutschen Sagen andere Spielleute, die zu ihrem Herrn offenbar in dem Verhältnis geachteter Dienstleute stehen. So die beiden Sänger Werbel und Swemmel, die König Etzel im Nibelungenliede mit Botschaft an den Königshof zu Worms sendet. Der bedeutendste unter allen wandernden Sängern des deutschen Mittelalters ist Walther von der Vogelweide, der an Fürstenhöfen feinen Aufenthalt nahm und feine Lieder erklingen ließ. Unter die eigentlichen „fahrenden Sänger oder Spielleute" kann er jedoch nicht gezählt werden. Diese gehörten meist einer ärmeren Klasse an und nahmen bei der Wahl ihres Publikums weniger Rücksichten. Sie sangen „zu Hofe und an der Straßen", auf Ritterburgen |nttd in Bauerhöfen, überall, wo man sie hören wollte und wo man bereit war, ihnen ihre Mühe mit einem guten Gericht, einem guten Trunk, einem getragenen Kleide zu vergelten. , Hauptsächlich sandelt sie sich, oft in großen Massen, ein, wo ein Fest gefeiert wurde. Bei Krönungsfeierlichkeiten, bei großen Turnieren n. dgl. fand man sie zu Hunderten. Derjenige Herr, der sich am freigebigsten gegen sie bewies, ward von ihnen mit dem größten Lobe bedacht, wer aber karg war, dem sang man höhnende Spottlieder. Wer sich vor dem Spotte und der Richter, Bilder a. d. dtsch. Kulturgesch. I. 19
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