1882 -
Nördlingen
: Beck
- Autor: Roth, Karl Ludwig, Westermayer, Adolf
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
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Schlacht bei Mantinea.
Rate der Fünfhundert hätten sie so, jetzt vor dem Volke ganz anders gesprochen: wer denn solchen Leuten glauben könne? Der Rat und das Volk waren gleich entrüstet; Nicias, der von den Ränken seines Gegners keine Ahnung hatte, stand voll Bestürznng und Beschämung da über den Widerspruch in der Erklärung der Abgeordneten; und man war eben im Begriffe, sogleich nach dieser Seene die Gesandten von Argos, Mantinea und Elis zu hören und mit ihnen einen Vertrag einzugehen, als ein Erdstoß der Versammlung für diesen Tag ein Ende machte. Folgenden Tages konnte Nieias das Volk nur mit Mühe bewegen, einen Beschluß wegen der Verbindung mit Argos, Mantinea und Elis noch aufzuschieben und mittlerweile eine Gesandtschaft — und ihn selbst an deren Spitze — znr Einholung näherer Erklärungen nach Sparta zu schicken. Er reiste dahin voll der besten Erwartungen, fand sich aber getäuscht, da man in Sparta ihm selbst zwar alle mögliche Ehre erwies, aber unter dem Einfluß der thebauisch gesinnten Partei die Fordernngen nicht bewilligte, die er int Namen seiner Negierung stellte. Er kam zurück, um seinen Gegner siegreich und seine Absichten unterliegen zu sehen. Das Bündnis mit Argos, Mantinea und Elis wurde geschlossen, Alcibiades an die Spitze der Kriegsmacht gestellt, neue feindselige Streifzüge von Pylos aus ins lakonische Gebiet veranstaltet — und so begann der Krieg aufs neue.
Anfangs schien es, als ob der neue athenische Oberbefehlshaber dem Kriege eine ganz andere Gestalt geben und dem Feinde nachdrücklicher, als es je bisher geschehen war, zusetzen wollte. Er suchte denselben mit beträchtlicher Macht im Peloponnes selbst auf und war mit den neuen Bnndesgenossen schon bis gegen die Mitte der Halbinsel vorge-drungen, als die Laeedämonier ihm bei Mantinea sich entgegenstellten und in einer großen Schlacht das Feld behaupteten. Von den meisten Bundesgenossen verlassen gingen die Athener nach dieser Niederlage zurück. Denn Alcibiades war viel zu sehr dem Genusse ergeben, als daß er im stände gewesen wäre einen Plan längere Zeit ernsthaft zu verfolgen: seine weichlichen Lüste, sein Übermut, seine Selbstsucht folgten ihm auch in den Krieg. Aber während die alten, ernsten Männer sein Treiben, dem sie nicht steuern konnten, teils mit Furcht teils mit Unwillen ansahen, wußte das Volk, durch seine Freigebigkeit, feine Sorge für öffentliche Belustigungen, seine Beredsamkeit, Leibesstärke und Wohlgestalt eingenommen, alle feilte Übertretungen und Ausschweifungen zu entschuldigen. Diese blinde Liebe der Menge für Alcibiades machte seine Ratschläge unwider-