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1. Griechische Geschichte - S. 329

1882 - Nördlingen : Beck
Die Parabel von Herakles am Scheidewege. 329 und die Beschwerden für das Alter aufbehalten hat? Ich aber lebe in Gesellschaft der Götter und der edeln Menschen; bei jenen wie bei diesen geschieht keine gute That ohne mich. Ich bin am meisten geehrt bei den Göttern und bei tüchtigen Menschen, bin dem Künstler eine werte Gehilfin, dem Hausherrn eine treue Hüterin, dem Knechte eine freundliche Helferin, eine gute Mitbesorgerin der Geschäfte im Frieden, eine zuverlässige Genossin bei der Kriegsarbeit, das beste Mitglied in einem Frenndschafts-bunde. Auch finden meine Freunde ohne besondere Anstalten Genuß im Essen und Trinken: sie warten, bis das Verlangen darnach sich einstellt. Ebenso wird ihnen süßerer Schlaf zu teil als den müßigen Leuten; und wenn sie sich ihm entwinden, machen sie kein verdrießliches Gesicht und, wo es etwas zu thun gibt, versäumen sie es nicht um des Schlafes willen. Und die Jugend freut sich der Lobsprüche des Alters und das Alter preist sich glücklich über die Ehrenbezeigungen der Jugend, gedenkt gerne seiner vormaligen Thaten und lebt vergnügt in fortdauernder edler Thätigkeit, durch mich gesegnet mit göttlicher Gnade, von den Freunden geliebt, hochgeehrt in der Heimat. Und wenn dann das festgesetzte Ziel des Lebens erreicht ist, liegen sie nicht vergessen und namenlos im Grabe, sondern vom Liede verherrlicht leben sie fort im Andenken der Welt. Wenn nun du, Herakles, du Sohn eines edeln Hauses, auf dieser Bahn der Arbeit und Mühe dich durchkämpfst, so kannst du des seligsten Glückes teilhaftig werden. Wo es dem weisen Sokrates gelungen war, den Sinn für ein tugendhaftes Leben zu erwecken, oder wo er überhaupt ein besseres Streben vorfand, da bemühte er sich besonders die Notwendigkeit einer strengen Prüfung des eigenen Ich einleuchtend barzuthun. War es ein Jüng- ling von ausgezeichneter Anlage, den er eben vor sich hatte, so suchte er ihm zu zeigen, daß er ebenso böse und für das gemeine Wesen verderblich werden könne, wenn er seine großen Fähigkeiten nicht für das Gute ausbilde, als er andererseits Hoffnung gebe bei gehöriger Achtsamkeit auf sich selbst tugendhaft und reich an Verdiensten zu werden. Denn auch die Pferde und Hunde von der edelsten Art, sagte er, werden, je nachdem man sie erzieht ober nicht erzieht, in hohem Grade gut oder in hohem Grade schlimm. Dabei lag es ihm sehr am Herzen, die falsche Meinung zu zerstören, welche der Mensch nach seiner Eigenliebe sich von sich selbst zu bilben pflegt. Er hatte von einem Jüngling Enthybemus gehört, der, gesonnen einst als Staatsmann aufzutreten, zur Vorbereitung auf biefen Lebensberuf sich die Werke der berühmtesten Dichter und Gelehrten an-
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