1884 -
Leipzig
: Freytag [u.a.]
- Autor: Jung, Julius
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
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aus Rom, mit Ausnahme eines einzigen, der von Nero verbannt gewesen war; ihre Propaganda, die sich auch den untern Schichten der Bevölkerung mittheilte, erschien der Regierung bedenklich.
Am meisten Anklang hatte bei den Römern die stoische Schule gefunden mit ihrer Lehre vom Gleichmut in allen Wandelungen des Lebens und mit ihrer hochsittlichen Tendenz. Daß daneben, in einer Zeit, wie jener der Kaiser, die heitere Lehre Epienr's großen Zuspruch fand, ist begreiflich. Aber auch die Cyniker hatten ihren Anhang, und erfreuten sich wegen ihrer Bedürfnislosigkeit und mancher daran hängenden Wunderlichkeiten bei den Massen einer nicht geringen Popularität; sie waren die „Bettelmönche" des Altertums. Man hörte mit Vergnügen, wenn einer von ihnen kaiserliche Geschenke zurückwies und es vorzog, auf einem Strohlager und in lumpiger Kleidung fein Leben zu verbringen.
Aus allem sieht man, einen wie großen Einfluß auf die sittlichen Zustände der alten Welt die Philosophie geübt hat. Sie war eben die „Religion" der Gebildeten; sei es, daß sich diese von dem Glauben und Aberglauben der Massen emanzipiert hatten, sei es, daß sie sich den volkstümlichen Vorstellungen gegenüber konservativ verhielten und ihre eigene Ansicht damit in Einklang brachten.
In dieser Hinsicht waren die verschiedenen Systeme nicht zu dem gleichen Resultate gekommen; denn einerseits hatte die Spekulation zur Erkenntnis der Einheit des göttlichen Wesens geführt; daneben aber auch der pantheistischen Anschauung Bahn gebrochen, wonach die Götter nichts anderes waren als die Grundkräfte des Weltalls. Auch an „Aufklärung" fehlte es nicht; danach wären die Götter eben nichts als ehemalige Regenten, Krieger, Staatsmänner gewesen. Ebensowenig war Mangel an Skeptikern, die an der Möglichkeit der vollen Erkenntnis verzweifelten; , noch an solchen, die sich offen zum Atheismus bekannten.
Im Allgemeinen standen Wissen und Glauben sich nicht