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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 4

1893 - Dresden : Ehlermann
b) Ein Sommcrabend auf der Pfaueninscl. Zu den einfachen und doch so genußreichen Vergnügungen, welche das Königspaar sich und seinen Kindern während des Aufenthaltes in Paretz bereitete, gehörten auch häufige Gondelfahrten auf der Havel, wozu die schönen Ufer dieses Flusses ganz besonders einluden. Oft war die reizend gelegene Pfaueninsel das Ziel dieser Fahrt. Was für ein herrliches Sbilb fröhlichen Familienlebens sich bei solchen Gelegenheiten entfaltete, können wir aus einer Schilderung entnehmen, die der Bischof Eylert in seinen „Charakterzügen aus dem Leben Friedrich Wilhelms Iii." uns erhalten hat. „— Nach aufgehobener Tafel fragte einst die Königin: „Wo sind die Kinder?" Und es wurde geantwortet: „Sie sind alle dort auf der Landzunge und spielen auf der Wiese." — „Können wir sie nicht überraschen, liebster Freund?" sagte die Königin zum König. „Ja," antwortete dieser, „da müssen wir mit der Gondel einen Umweg durchs Rohr nehmen, sodaß sie uns nicht sehen." Das geschah, und der König selbst ruderte langsam und leise, die Königin stand in ihrer hohen, edlen Gestalt aufrecht im Schiffe, und ihr seelenvolles mütterliches Auge sah spähend nach dem bezeichneten Orte. Nun sprang der König ans Ufer, und die Kinder jauchzten fröhlich auf ihren Eltern entgegen, und diese umarmten sie mit inniger, froher, frischer Zärtlichkeit, als wenn sie dieselben seit acht Tagen nicht gesehen hätten. „Papa," fragte der Kronprinz, „wo sind Sie hergekommen?" Der König antwortete: „Durchs Schilfrohr!" — „Das ist prächtig." — Auf die Frage: „Warum?" sagte er: „I — im Rohr ist gut Pfeifen schneiden." — „Wie verstehst du das?" — „Das heißt: kluge Leute wissen die Umstände zu benutzen." — „Wenn du das auf dich anwenden wolltest, welche Pfeifen würdest du dann jetzt schneiden?" Der Kronprinz antwortete mit der ihm eigenen Anmut: „Dann würde ich bitten, daß wir hier auf der Wiese unsere Abendmilch genießen dürften und alle, alle froh zusammenblieben." Der König reichte dem munteren Knaben scherzend die Hand, die Königin drückte ihn innig an ihr glückliches Mutterherz, und seine kindliche Bitte wurde erhört. Die ganze Gesellschaft lagerte sich auf ausgebreiteten Teppichen. Die Königin lehnte sanft ihr Haupt an die Schulter des Königs, seine Hand in der ihrigen haltend. Fröhlich spielten die lieblichen königlichen Kinder umher. Alles war bei dem einfachen Mahle in sanfter, heiterer Stimmung. Nach einem schönen Sommertage ging prächtig die Sonne unter, und aus dem nahen Gebüsch ertönte wie Abendsegen sanfte Musik. Die Königin blickte mit dem Ausdruck tiefer, heiterer Ruhe nach der untergehenden Sonne hin; ihr Blick war Gebet, Dank, Freude. —"
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