Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 26

1893 - Dresden : Ehlermann
26 reichen, auch schenkte er ihnen 35 000 Militärpferde zu Zugtieren. Hier unterstützte er arme Familien mit barem Gelde, dort erließ er Steuern und Abgaben. Da unterhalb Küstrins die Oder durch zahllose Wasserläufe das Land sumpfig und zum Bewohnen untauglich machte, ließ er Dämme errichten und Kanäle ziehen und schuf so ein weites, fruchtbares Ackerland, wo zahlreiche Dörfer entstanden. So konnte er sich rühmen, mitten im Frieden ohne Schwertstreich eine neue Provinz gewonnen zu haben. Alle wüsten Plätze ließ der König bebauen, zu den Seiten der Landstraßen mußten Obstbäume gepflanzt werden. Besonders ließ er sich den Anbau der Kartoffel angelegen sein; doch stieß er hierbei, namentlich bei den pommerschen Bauern, auf Widerstand. Als er ihnen Saatkartoffeln schenkte, setzten sie dieselben nicht. Das verdroß ihn; er wußte aber Rat. Als es wieder Frühjahr wurde, schenkte er ihnen neue. Damit diese aber nicht auch ungepflanzt blieben, befahl er seinen Soldaten, sie auch gleich unter die Erde zu bringen. Die Bauern lachten darüber, ließen es aber geschehen. Die Ernte haben sie dann selbst gehalten und im nächsten Jahre auch neue gepflanzt. Diese weise Strenge war von guten Folgen. In den Hungerjahren 1771 und 1772, wo in Böhmen 180000, in Sachsen 100 000 Menschen Hungers starben, wo Baumrinde gebacken und Gras gekocht wurde, war in Preußen die Not erträglich, und noch 20000 einwandernde Böhmen fanden Lebensunterhalt. Nicht weniger Sorge trug Friedrich für Fabriken und Gewerbe. Er beförderte den Seidenbau und die Schafzucht, legte Porzellan- und Zuckerfabriken an, berief Torfgräber aus Westfalen und baute Kanäle. Jedem seiner Unterthanen war er ein gnädiger König, ein gerechter Richter. Jedem sein Eigentum zu sichern und ihn so glücklich zu machen, wie die Natur es dem Menschen gestattet, das, meinte er, sei die Pflicht des Königs; den Richtern befahl er, ohne Ansehen der Person, Großen und Kleinen, Reichen und Armen, unparteiisch Recht zu sprechen und nicht die Seufzer der Witwen und Waisen und anderer Bedrängten auf ihr Haupt zu laden. Auf seinen jährlichen Reisen durch den Staat war Friedrich ein scharfer Beobachter der Zustände des Landes. Auch der Geringste durfte eine Bittschrift überreichen, und das Volk wußte aus zahlreichen Beispielen, wie der König sie las. — Wenn sich das Landvolk in stiller Ehrfurcht an seinen Wagen drängte, so dauerte jeder Blick, jedes flüchtige Wort, das er zu einem Dorfschulzen sprach, als eine teure Erinnerung fort, die von Geschlecht zu Geschlecht überliefert wurde und die noch heute in den Seelen haftet. In der niederen Bauernhütte aber saß der alte Invalide unter dem Bilde eines Mannes mit dem Dreispitzhute über dem verwitterten Antlitz, mit den großen, schönen Sonnenaugen, dem Krückstock in der Hand, und erzählte den Jungen von einem königlichen Kameraden, der sich bei Leuthen und Torgau mit ihm an einem Feuer gewärmt und der sie zu Ruhm
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer