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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 54

1893 - Dresden : Ehlermann
54 daß Berengar, Markgraf zu Jvrea, ein wilder und treuloser Tyrann, ihn vergiftet habe. Berengar bewog nun die Fürsten Italiens, daß sie ihn zum König wählten. Weil er aber fürchtete, daß das Volk seine Würde nicht anerkennen möchte, so drang er heftig in Adelheid, die hinterlassene Witwe Lothars, daß sie seinen Sohn Adalbert zum Gemahl nehme. Dadurch, so meinte Berengar, würde auch das Erbrecht auf seinen Stamm übergehen. Aber Adelheid wies diese Zumutung zurück, zumal da das Jahr ihrer Witwentrauer noch nicht verstrichen war. Bald trat nun Berengar als Adelheids erbittertster Feind auf; Beleidigung über Beleidigung, Gewaltthat über Gewaltthat mußte die unglückliche Frau erleiden. Man beraubte sie ihres Goldes, ihres Schmuckes, ihres Gefolges, zuletzt auch ihrer Freiheit. Wenige Monate nach dem Tode ihres Gemahls wurde sie zu Como in einen Kerker geworfen. Hier war sie den ärgsten Mißhandlungen ausgesetzt; man raufte ihr das Haar und beschimpfte sie mit Schlägen und Fußtritten. Später übergab Berengar die Gefangene einem seiner Grafen, der sie in der Burg Garda, an dem gleichnamigen See bewahren sollte. Hier verlebte Adelheid in einem grauenhaften Kerker vier Monate ihres Lebens, nur eine Magd und ein Priester hatten Zutritt zu ihr; Unsägliches hat die junge Königin damals erduldet. Das Gerücht von diesen Dingen lief durch die Welt und erregte die Gemüter. Allgemein war die Teilnahme für die unglückliche Königin. In König Ottos Seele aber entstand sogleich der Entschluß, der verfolgten Unschuld beizustehen. Hierzu trieb ihn namentlich der Umstand, daß Adelheid eine burgundische Prinzessin war und er selbst mit dem burgundischen Königshause verwandt war. Sodann aber hoffte er, wenn er Adelheid errettete, auch das Königreich Italien in seine Gewalt zu bekommen. Durch den Tod seiner ersten Gemahlin, der tugendhaften Königin Editha, war er Witwer geworden, und darum beschloß er, der jungen Königin, die im Kerker schmachtete, seine Hand und seinen Thron anzubieten. Begleitet von seinem Sohne Ludolf und seinem Bruder, dem Bapern-herzog Heinrich, zog Otto mit einem stattlichen Heere über die Alpen nach Italien. Berengar floh vor Schrecken, und die Einwohner von Pavia, der Hauptstadt des Landes, nahmen den fremden Herren mit Freuden in ihren Mauern auf. Hier erschienen bald die geistlichen und weltlichen Großen des italischen Reiches und huldigten Otto als ihrem Könige. Noch ehe der deutsche König den italischen Boden betreten hatte, war Adelheid auf wunderbare Weise aus ihrem Kerker befreit worden. Der treue Priester und die Dienerin, welche bei Adelheid geblieben waren, hatten unter der Erde einen Gang gegraben, der aus dem Turm ins Freie führte. Auf diesem Wege entkam die Königin zur Nachtzeit, von den Gefährten ihrer Gefangenschaft begleitet. Noch in derselben Nacht wurde die Flucht fortgesetzt, soweit die Füße die Königin tragen mochten.
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