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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte - S. 91

1893 - Dresden : Ehlermann
und Blücher brachte möglichst unvermerkt sein Fleckchen Leinwand in seine Säbeltasche. Er wurde jedoch bei diesem Manöver ertappt und hatte sich nun wegen Unterschlagung zu verantworten. Er entschuldigte sich damit, daß er aus den Leinwandfleckchen die Charpie zu Hause habe zupfen wollen und ward gegen die Versicherung, sein Pflichtteil Charpie am nächsten Tage abliefern zu wollen, begnadigt. Natürlich hielt Blücher sein Versprechen; ob er aber die Charpie wirklich selbst gezupft oder von Frauenhänden hat zupfen lassen, mag dahingestellt bleiben. 23. Warum Kaiser Wilhelm I. die Kornblumen liebte. Nach F. ü. Koppen. Die Hohenzollem und das Reich. Im Jahre 1807 wurde Königsberg zum zweiten Male von den Franzosen bedroht. Die Königin Luise mußte deshalb abermals diesen Ort verlassen und sich wiederum nach dem äußersten Zufluchtsorte, nach Memel, begeben. Die Reise ging diesmal im Sommer auf der großen Straße zwischen wogenden Kornfeldern dahin. Da ereignete es sich, daß an dem Reisewagen der Königin ein Rad brach, wodurch diese nebst den beiden ältesten Prinzen genötigt wurde, auszusteigen. Da der Unfall fern von einem bewohnten Orte geschehen war, so wartete die hohe Frau, auf einen Feldrain sich niederlassend, die Ausbesserung des Schadens ab. Die kleinen Prinzen waren müde und hungrig. Sie drückten dies nicht durch Klagen aus, aber sie schmiegten sich zärtlich an die Mutter, als ob sie bei ihr Linderung suchten. Die Königin erkannte ihre Bedürfnisse, aber sie vermochte nicht ihnen zu helfen. Um sie zu zerstreuen, erhob sie sich von ihrem Platze und begann im Felde Kornblumen zu suchen, sie so durch ihr Beispiel ermuuternd das Gleiche zu thun. Die Knaben sprangen wieder umher und brachten der Mutter Blumen in Fülle. Die Königin aber flocht, auf dem Rasen sitzend, die Blumen zum Kranze. Während dieser Beschäftigung mochten ihr wohl trübe Gedanken über die Lage des Vaterlandes und das künftige Schicksal ihrer Söhne durch die Seele ziehen, denn ihre Augen umflorten sich und ließen eine Thräne wie eine Tauperle auf die Blumen in ihrer Hand fallen. Der kleine Prinz Wilhelm sah diese Thräne und ahnte wohl ihre Bedeutung; denn er schmiegte sich noch einmal mit ganzer Zärtlichkeit, als wollte er sie trösten, an die Mutter. Diese aber nahm den vollen Kranz, drückte ihn auf das blonde Haupt des Knaben und blickte ihn mit dem treuen Mutterauge, durch Thränen lächelnd, an. Man sagt, die Erinnerung an diese liebliche Begebenheit in der Kinderzeit sei dem Sohne der Königin Luise durch sein ganzes späteres Leben treu geblieben.
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