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1. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 60

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 60 — meist verknüpft mit der Verleihung des M a r k t r e ch t e s, das dem Ort und dem zureisenden Kaufmann den königlichen Schutz zusicherte. Das Abzeichen dafür war das Marktkreuz, aus dem sich später die Rolandsäule entwickelte. Unter den sächsischen und fränkischen Kaisern begannen in den Grenzgebieten des alten Römerreiches die Städte, die sich bei den römischen Standlagern gebildet hatten, von neuem emporzublühen: im Innern des Reiches und an seinen Ostgrenzen entstanden bei den Bischofssitzen und Klöstern und um die Burgen durch Ansiedelungen neue Städte. Münster, Paderborn, Osnabrück und Hildesheim verdanken ihre Entstehung den dortigen Bischofssitzen, Fulda und Corvey den gleichnamigen berühmten Klöstern; Quedlinburg, Merseburg und Meißen gingen aus den daselbst angelegten Grenzfesten hervor. In den Städten bildete sich ein dritter Stand, der Bürger-stand. Die Handwerker machten einen großen Teil der städtischen Bevölkerung aus, waren aber von den Stadtherrn, z. B. dem Bischof, abhängig, für den sie allein zu arbeiten hatten. Mit der Zeit erhielten sie eine unabhängigere Stellung und brauchten nicht mehr ausschließlich für ihren Herrn zu arbeiten. Der Handel lag anfangs noch in den Händen der Juden und Ausländer. Durch die Verbindung mit der Lombardei, wodurch neue Handelswege erschlossen wurden, nahm der Handel einen lebhaften Aufschwung; Deutschland wurde Durchgangsland für die Waren aus dem Morgenlande und den südlichen Ländern nach dem Norden Europas. Am Rhein blühte als erste Handelsstadt des Rheines Eöln, dessen Seeschiffe bis nach England fuhren, an der Elbe das mächtige Magdeburg; Hamburg wurde ein wichtiger Platz für den Seehandel. Staatliche Verhältnisse. Das „heilige römische Reich deutscher Nation" war der mächtigste Staat Europas. Die einzelnen Stämme hatten sich enger aneinander geschlossen, das Nationalgesühl wurde immer lebhafter. Das Wort deutsch (volkstümlich), das zunächst den Gegensatz der Volkssprache zur lateinischen Kirchensprache bezeichnete, diente auch dazu, um deutsches Wesen von romanischem Wesen zu unterscheiden. Unter Heinrich Iii. hatte die Macht der Könige die höchste Höhe erreicht; allmählich wurde sie geringer. Die geistlichen Fürsten, deren Ansehen und Macht besonders durch Otto I. gehoben war, sollten ein Gegengewicht gegen die mächtigen weltlichen Fürsten bilden. Seit dem Wormser Konkordat waren die Bischöfe aber nicht mehr Reichsbeamte, die der König ernannte, sondern Lehnsträger. — Selbst die Ottonen hatten es nicht vermocht, die immer größer wer-
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