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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 44

1914 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
44 11. Aus der Zeit Wilhelms I. Wilhelm in die Stadt einen deutschen Offizier hineingeschickt und der Festung und der Armee Übergabe anbieten laffen. Der französische Offizier brachte König Wilhelm einen Brief Napoleons, barin stand: „Da es mir nicht vergönnt war, an der Spitze meiner Truppen zu sterben, lege ich meinen Degen in die Hände Eurer Majestät." Am andern Morgen suchte Napoleon zunächst Bismarck auf. Die]er schreibt darüber an seine Gemahlin: „Gestern früh 5 Uhr weckte mich der (französische) General Reille, den ich kenne, um mir zu sagen, daß Napoleon mich zu sprechen wünschte. Ich ritt ungewaschen und ungefrühstückt gegen Sedan, fand den Kaiser im offenen Wagen mit 3 Adjutanten und 3 zu Pferde daneben haltend. Ich faß ab, grüßte ihn ebenso höflich wie in den Tuilerien und fragte nach seinen Befehlen. Er wünschte den König zu sehen; ich sagte ihm der Wahrheit gemäß, daß Seine Majestät drei Meilen davon, an dem Orte, wo ich jetzt schreibe, sein Quartier habe. Aus Napoleons Frage, wohin er sich begeben solle, bot ich ihm mein Quartier in Donchery an, einem kleinen Orte dicht bei Sedan. Er nahm es an und fuhr, von feinen sechs Franzosen, von mir und von Karl (dem Burfchen), der mir inzwischen nachgeritten war, geleitet, durch den einsamen Morgen nach unserer Seite zu. Bor dem Orte würde es ihm leib wegen der möglichen Menschenmenge, und er fragte mich, ob er in einem einsamen Arbeiter-haufe am Wege absteigen könne. Ich ließ es besehen und stieg dann mit ihm eine gebrechliche enge Stiege hinaus. In einer Kammer von 10 Fuß Geviert, mit einem sichtenen Tische und zwei Binsenstühlen, saßen wir eine Stunde, die andern waren unten. Ein gewaltiger Gegensatz mit unserm letzten Beisammensein 1867 in den Tuilerien. Unsere Unterhaltung war schwierig, wenn ich nicht Dinge berühren wollte, die den von Gottes gewaltiger Hand Niedergeworfenen fchmerz-lich berühren mußten." Dann fuhr Bismarck mit Napoleon nach einem Schlößchen in der Nähe, das der inzwischen benachrichtigte König Wilhelm zu einer Zusammenkunft bestimmt hatte. König Wilhelm schreibt an seine Gemahlin über die Begegnung: „Ich stieg vor dem Schlößchen ab, wo der Kaiser mir entgegenkam. Der Besuch währte eine Viertelstunde; wir waren beide sehr bewegt über dieses Wiedersehen. Was ich alles empfand, nachbem ich noch vor 3 Jahren Napoleon aus dem Gipfel seiner Macht gesehen hatte, kann ich nicht beschreiben." Napoleon wurde dann als Gefangener nach Wilhelmshöhe bei Kassel geschickt. Über den Eindruck, den die Gefangennahme Napoleons auf die Truppen machte, fchreibt ein Teilnehmer des Krieges: „Das Ereignis rief einen grenzenlosen Jubel hervor. Die tausendstimmigen jubelnden Hurras wollten kein Ende nehmen, patriotische Lieder wurden gesungen, und die Regimeuts-musiken spielten überall: ,Nun danket alle Gott/" Uber das Aussehen des Schlachtfeldes nach dem Kampfe bei Sedan schreibt ein Mitkämpfer: „Ich erbat mir Urlaub zur Besichtigung des Schlachtfeldes. Zunächst ging ich nach dem zerschossenen und noch immer brennenden Bazeilles hinein (südlich von
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