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1. Die Weltgeschichte in zusammenhängender Darstellung für Schule und Haus - S. 21

1885 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 21 — zu Ehren des Poseidon, dazu lud er alle vornehmen Männer seines Reiches ein. Da machte sich auch Jason auf den Weg. Duser führte über einen kleinen Fluß, der gewöhnlich seicht, damals aber gewaltig angeschwollen war. Als Jason am Rande desselben ankam, bemerkte er ein altes Mütterlein, das am Wasser hockte und ihm mit flehentlichen Gebärden zu verstehen gab, daß er sie mit sich hinüber nehmen möchte. Rasch entschlossen trug er sie durch den Strom. Dabei verlor er einen Schuh. Schon wollte er wieder umkehren, weil er nicht wagte, so vor dem König zu erscheinen, aber die Alte tröstete ihn und verkündete ihm, er werde mit diesem einen Schuh sein Glück machen. Jason wollte weiter fragen, aber plötzlich verwandelte sich die Greisin in eine stattliche Frau und entschwand vor seinen Augen. Daraus erkannte er, daß es eine Göttin war, mit der er geredet hatte. Es war Hera, die ihn hatte auf die Probe stellen wollen. Sie ward fortan feine Beschützerin. Pelias hatte vor langer Zeit durch einen Orakelspruch die Warnung erhalten, er möge sich vor dem Manne mit einem Schuh in Acht nehmen. Daher erschrak er nicht wenig, als er seinen Neffen mit einem Schuh bekleidet vor sich sah, und sann von nun an nur darüber nach, wie er sich desselben, ohne Aufsehen zu machen, entledigen könnte. Bald glaubte er, das rechte Mittel gefunden zu haben. Er versöhnte sich scheinbar mit ihm, ließ sogar durchblicken, daß er die Regierung niederlegen wolle, doch möge Jason zuvor ein Gelübde erfüllen, welches ihm selbst die Götter auferlegt hätten und welches er nicht mehr erfüllen könne — er möge das goldene Vließ holen. Der thatenlustige Jüngling erklärte sich hierzu sogleich bereit. Mit dem goldenen Vließ hatte es folgende Bewandtnis. Zn Orchomenos in Bootien wohnte einst Lin König, der selbst gött-licher Abkunft war und eine göttliche Gemahlin, Namens Nephele, hatte. Zwei Kinder, ein Sohn Phrixos und eine Tochter Helle, vollendeten das Glück des Königspaares. Aber dieses Glück währte nicht lange, denn der König wandte sein Herz einer sterblichen Frau zu. Nephele verließ trauernd das Haus und ihre geliebten Kinder und stieg wieder zum Himmel empor. Die sterbliche Gemahlin des Königs war von so böser Gemütsart, daß sie den armen Kindern nach dem Leben trachtete. Schon hatte sie es durch ihre Rauke so weit gebracht, daß Phrixos geopfert werden sollte. Da sandte die göttliche Mutter ihren verwaisten Kindern einen Widder mit goldenem Fell (Vließ). Dieser bot ihnen seinen Rücken, schwang sich mit ihnen in die Luft empor und trug sie über Berge und das Meer nach Asien hinüber. Als sie über der Meerenge (den jetzigen Dardanellen) schwebten, fiel Helle ins Meer und ertrank. Seit der Zeit hieß die Meerenge Hellespont. Phrixos aber gelangte nach dem Lande Kolchis an der Nordküste Kleinasiens. Da er hier freundliche Aufnahme fand, so opferte er den goldenen Widder dem Zeus und schenkte das Vließ dem Könige des Landes Äetes. Dieser hängte es in einem Haine des Ares ans, wo er es durch eiuett furchtbaren Drachen hüten ließ. Der Vater des Phrixos war aber mit dem Königshause in Jolkos nahe verwandt gewesen, darum wünschte Pelias das goldene Vließ zu haben. Die schöne Sage deutet wahrscheinlich auf Handelsverbindungen zwischen Griechenland und Kleinasien hin. Das goldne Vließ, das hinüber und herüber wandert, ist wohl der Gewinn, welchen der Handel abwirft.
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