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1. Die Weltgeschichte in zusammenhängender Darstellung für Schule und Haus - S. 79

1885 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 79 — Wir verließen Simon auf der Hohe seines Ruhmes. Aber auch er sollte nicht ohne Anstoß seine glänzende Laufbahn vollenden. Zwar auf dem Meere blieb er im. unbestrittenen Besitze der höchsten Anerkennung. Es gelang ihm trotz der Schwierigkeiten, welche ihm die krieggewohnten, halbwilden Stamme des inneren Landes bereiteten, den Athenern die goldreiche thrakische Küste zusichern und die Insel Thasos, welche bisher durch Handel und Industrie gerade diese Landstrecke ausgebeutet hatte, zum Gehorsam zu zwingen. Aber daheim erstarkte mehr und mehr eine Partei, welche mit seinen politischen Grundsätzen nicht einverstanden war, au ihrer Spitze stand Perikles, der Sohn des £an= tippos. Dieser Partei war Kimon zu aristokratisch gesinnt. Man verdachte es ihm, daß er ans ein gutes Einvernehmen mit Sparta Gewicht legte. Sparta hatte freilich in letzter Zeit seiner Mißgunst gegen das aufstrebende Athen ziemlich deutlich Ausdruck gegeben. Man wußte in Athen, daß es den Thasiern Hilfe versprochen hatte. Aber jetzt war es in großer Not. Ein furchtbares Erdbeben hatte die Stadt zerstört. Felsblöcke waren vom nahen Taygetos-gebirge herabgestürzt, Abgründe hatten sich geöffnet, Tempel und ganze Häuserreihen waren zusammengebrochen. Alle staatliche Ordnung löste sich auf, die Heloten versuchten das schwere Joch der Sklaverei abzuschütteln, die Messeiner erhoben sich für die Wiederherstellung ihres Staatswesens. Vergeblich belagerten die Spartiateu die Felsenfestung Jthome. In ihrer Not gedachten sie der Athener und baten die alten Bundesgenossen um Hilfe. Wußten sie doch, daß Kimon ihnen wohl wollte und nicht selten die feste Ordnung ihres Staatswesens als Muster hingestellt hatte! Wirklich nahm sich Kimon ihrer an. Wenn stürmische Volksredner die Meinung vertraten, es sei thöricht, so treulosen Bundesgenossen, wie die Spartaner seien, aus der Not helfen zu wollen, trat er für die zu Recht bestehenden Bündnisse ein und betonte, die Unzuverlässigkeit des einen spreche nicht die übrigen von ihren Verpflichtungen los. Die Bürgerschaft stimmte ihm bei, und es wurde ein Hilfsheer unter Kimons Führung abgesandt. Aber als dasselbe vor Jthome ankam, gerieten die Spartaner in noch größere Sorge. Sie fürchteten, daß die Athener gar zu tief in die Unsicherheit und Lockerung ihrer Verhältnisse blicken und am Ende gemeinschaftliche Sache mit den Aufständischen machen möchten. Diese Sorge überwog zuletzt alle Rücksichten, die Athener erhielten auf einmal die Weisung, Sparta bedürfe ihrer nicht, sie möchten heimkehren. In Athen erzeugte natürlich diese schnöde Abfertigung Verstimmung, die alle Kreise der Bevölkerung durchdrang und sich indirekt auch gegen Kimon richtete. Was hilft es, sagte man, mit Sparta freundschaftliche Beziehungen zu pflegen, wenn es Gefälligkeit und Hilfsbereitschaft mit schnödem Undank belohnt? Man muß zur Politik des Themistokles zurückkehren, der den Krieg mit Sparta als eine Lebensbedingung Athens ansah. In einer Beziehung war man schon zur Politik des Themistokles zurückgekehrt, in der Befreiung des Volkes von allen beschränkenden Einrichtungen. Die demokratische Partei, zu der Perikles gehörte, hatte es durchgesetzt , daß der Areopag, dieser altehrwürdige Gerichtshof der ältesten, vornehmsten und einflußreichsten Männer, jeder Einmischung in die Gesetzgebung, sowie jeder Beaufsichtigung der Sitten und der Erziehung ausdrücklich beraubt und auf das Blutgericht beschränkt wurde. Damit war der letzte Zügel gefallen, welcher bisher die Beschlüsse der Volksversammlung zurückgehalten hatte, jetzt war der Wille des Volkes die höchste Macht im Staate, und alles
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