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1. Die Weltgeschichte in zusammenhängender Darstellung für Schule und Haus - S. 84

1885 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 84 — der in der Volksversammlnng zugegen war, bewilligt, jedes Ratsmitglieb empfing Sitzungsgelb, selbst die in den Volksversammlungen auftretenben Rebner ließen sich ihre Mühe bezahlen, und am Ende des Jahres würden noch die Überschüsse der Staatskasse unter die Bürger verteilt. Dafür bürste sich aber niemanb dem öffentlichen Dienste entziehen, selbst wer nur in der Volksversammlung fehlte, verfiel minbestens der Rüge. Ans biefe Weise machten sich alle Bürger, auch die geringsten, so mit den Staatsgeschästen bekannt, daß man die öffentlichen Vertrauensmänner einfach durch das Los auswählen konnte. Und solcher Ämter gab es viele, fast die halbe Bürgerschaft war immer bamit beschäftigt. So würden allein 5000 Geschworne (Heliasten) jährlich von neuem aus den 10 Stämmen (Phylen) der Bürgerschaft durch das Los bestimmt, die Tag für Tag die ungeheure Menge von Rechtsfällen entfchieben, welche in dem großen athenischen Staatenbunbe der Erlebigung harrten. Denn Athen war ja zugleich der Sitz des obersten Gerichtes für die Bunbesgenossen und Unterthanen. Ein Viertel der Bürgerschaft rückte jeben Morgen aus, um die Geschäfte des Staates zu besorgen. So konnte man mit Recht sagen, daß die Athener abwechselnb regierten und sich regieren ließen. Doch machte man einen Unterschieb in den Vermögensklassen. Währenb die ärmeren Bürger auf alle Weise unterstützt würden, hatten die Reichen dem Staate bebeutenbe Opfer an Zeit und Gelb zu bringen. Ihnen fielen die kostspieligen Ehrenämter zu. Sie mußten für die großen musikalischen und bramatischen Aufführungen an beit hohen Festen die Chöre einüben und unterhalten, mußten die Wettkämpfe zu Wagen, zu Pferb, zu Fnß ober zu Schiff vorbereiten, welche bei den nationalen Spielen und bei patriotischen Festen stattfanben, mußten Gefanbtfchaften zu den Rationalheiligtümern übernehmen, die feierlichen Umzüge besorgen, die Gäste des Staates bewirten und, was das mühsamste und kostspieligste war, die Kriegsschiffe ausrüsten, bemannen und im Kampfe führen. Diese Leistungen nannte man die Lithurgien. Sie regten die Vornehmsten an, in der Opferwilligkeit für den Staat mit einanber zu wetteifern, verlockten aber auch manchen zu einem prahlerischen Auswanbe, der den Ruin des Vermögens bewirkte. Ein Volk, welches ganz im öffentlichen Leben aufging und frei von jeglichem Drucke sich den höchsten Gütern des Menschen, dem Staate, der Kunst und Wissenschaft und der feineren Geselligkeit zuweuben konnte, wollte Perikles beherrschen, und er beherrschte es. Nicht nur daß er sich die höchsten Staatsämter übertragen ließ, er behauptete sich barin auch von Jahr zu Jahr. Er war oberster Felbherr (Strateg), hatte als solcher den Oberbefehl über die gesamte Laub- und Seemacht, leitete die Verhanblungen mit anberen Staaten, empfing die fremben Gefanbten, berief die Bürgerverfammlungen und legte die Gesetzvorschläge vor, ja in Zeiten der Not konnte er für die Sicherheit der Stadt thun, was er wollte. Er war Finanzvorsteher, hatte die volle Einsicht in die Vermögensangelegenheiten des Staates und die Verantwortung für die Vermehrung und Verwenbung des Staatsschatzes. Er war Vorsteher der öffentlichen Bauten und gestorbner, kurz er hatte die ganze Bürgerschaft, vom niebersten Hanbwerker bis zum höchsten Beamten in seiner Gewalt, und die Volksversammlung lenkte und regierte er durch die Macht seiner Rebe. Die sonst so selbstbewußten, beweglichen und schwer zu besriebigenben Athener ordneten sich ihm unter, weil sie der Klarheit seines Denkens und der Energie
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