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1. Die Weltgeschichte in zusammenhängender Darstellung für Schule und Haus - S. 154

1885 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
'— 154 — Als dieser Konsul Manlius in Campanien den Latinern gegenüberstand,, erließ er in Gemeinschaft mit seinem Kollegen den Befehl, daß niemand auf eigne Hand sich in einen Kampf mit dem Feinde einlassen dürfe. Bald darauf kam der Sohn des Manlius auf einem Rekognoscierungsritte mit feinen Gefährten unversehens in die Nähe des feindlichen Lagers und wurde von einem latinifchen Reiterführer mit höhnenden Worten zum Zweikampfe herausgefordert. Das Blut des tapferen Jünglings geriet in Wallung, das Verbot der Konsuln schien für einen solchen Fall nicht berechnet; Titus Manlius hielt dem frechen Spötter stand und streckte ihn nieder. Mit der Rüstung des Erschlagenen geschmückt, ritt er siegesstolz ins Lager zurück. Aber finsteren Blickes empfing ihn der Vater. Ohne feine Verteidigung anzuhören, gab er Befehl, das Heer zu versammeln und verurteilte den eigenen Sohn wegen Ungehorsams zum Tode. Unbewegt wie eine Statue sah der Konsul das Blut des geliebten Kindes fließen. Das Heer brach in Klagen und Vorwürfe aus, aber der Vater tröstete sich mit dem Gefühle, daß er als Feldherr feine Pflicht gethan habe. Und wenn er auch wahrnehmen mußte, daß sein eignes Volk ihm diese Herzlosigkeit nie vergeben konnte, daß sein Name nur mit Grausen genannt wurde, in feinem Bewußtsein überstrahlte die römische Tugend jedes andere Gesühl. Auch dem anderen Konsul Decius Mus war es beschieden, ein gleich großes Opfer für das Vaterland zu bringen. Am Vesuv standen sich die beiden Heere schlagfertig gegenüber, jeder Tag konnte die entscheidende Schlacht herbeiführen. Da hatten in der Nacht beide Konsuln dasselbe Tranrngesicht. Ein Gott bedeutete sie, daß eins der beiden Heere den Todesgöttern und der Erde verfallen fei, aber mit ihm zugleich der Führer des siegenden Heeres. Die Opferpriester (Harufpices) bestätigten diese Prophezeiung aus den Eingeweiden der geschlachteten Tiere. Da beschlossen die Konsuln, daß derjenige von ihnen, dessen Legionen wanken würden, sich selbst zum Opfer bringe. Die Schlacht begann, sie war blutig, und lange zögerte die Entscheidung, denn die Latiner hatten an der Seite der Römer das Kriegführen gelernt, und auch ihnen fehlte es nicht an Verbündeten, die Campaner und Volsker wenigstens standen ihnen gewiß bei. Plötzlich gerieten die Legionen des Decius Mus in Unordnung, es entstanden Lücken, sie begannen zu weichen. Da gedachte der Konsul feines Gelübdes. Schnell ließ er den Pontifex maximus herbeiholen, und mit verhülltem Haupte sprach er das Gebet, das dieser ihm vorsagte: „O Janns, Jupiter, Vater Mars, Quirinus, Bellona und ihr Laren, ihr fremden und einheimischen Götter, die ihr über uns und unsere Feinde herrschet, ihr Seelen der Abgeschiedenen, zu euch bete ich, euch verehre ich, von euch flehe und erhalte ich die Gnade, daß ihr dem römischen Volke der Ouiriten Kraft und Sieg gewähret und die Feinde des römischen Volkes schlaget mit Schrecken, Angst und Tod. Und hiemit weihe ich dem Staate des römischen Volkes, dem Heere, den Hilfsvölkern, den Seelen der Abgeschiedenen und der Erde die Legionen und die Hilfsvölker der Feinde." Dann bestieg er fein Roß und sprengte in das dichteste Gewühl der Kämpfenden hinein. Bald fand er den Tod, den er suchte. Als nun die Römer, angefeuert durch das Selbstvpser ihres Führers, begeistert vorwärts stürmten, wichen die Latiner erschreckt zurück. Gleichzeitig ließ Manlius die Truppen, welche er für den äußersten Fall in der Reserve gehalten hatte, gegen die ermatteten Reihen der Gegner verbrechen, und so
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