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1. Die Weltgeschichte in zusammenhängender Darstellung für Schule und Haus - S. 159

1885 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 159 — ferntesten Gegenden an sich. Griechenland entbehrte der Straßen, darum blieb es immer zerstückelt. Die römischen Straßen zeichneten sich durch Dauer-Hastigkeit und Zweckmäßigkeit aus. Breit und hoch aufgeschüttet und fest wie ein Mauerwerk durchzogen sie die Länder. Einen ergötzlichen Streit hatte Appius Claudius mit den Musikern, einen Streit, der uns zeigt, wie lustig es trotz dem Kriege im alten Rom herging. Die Pfeifer hatten das Recht, alljährlich am Feste der Minerva im Tempel des Jnpiter einen Schmaus abzuhalten. Nach demselben schwärmten sie gern mit Masken und langen Gewändern ausgeputzt in der Stadt umher. Der strenge Censor wollte diesen Gebrauch abschaffen. Da wanderte die Pfeiferzunft, wie einst die Plebejer auf den heiligen Berg, nach dem benachbarten Tibur aus. Rom war wie ausgestorben. Bei Hochzeiten, Opfern und Festen fehlten die ernsten und die heiteren Klänge der Musik. Die Götter selbst, das war zu erwarten, mußten ungnädig werden, wenn ihnen von heiliger Stätte nicht der Gruß der Flöte entgegentönte. Das Volk ward unmutig, der Senat mußte sich bequemen, die Musiker huldvoll zur Rückkehr einzuladen. Aber die muntern Gesellen wollten nicht umsonst in einer so vorteilhaften Lage sein, die Römer sollten ihren ganzen Wert fühlen, darum blieben sie standhaft in Tibur. Aber die Tiburtiner waren zu gute Nachbarn, als daß sie nicht den Quiriten zu Hilfe gekommen wären. Sie luden die edlen Pfeifer in ihre Häuser ein und tranken ihnen so lange zu, bis sie sich ruhig auf einen Wagen laden und nach Rom schaffen ließen. Dort erwachten sie, nicht wenig erstaunt über die wunderbare Fügung des Schicksals. Aber ihre Flöten und Tuben rührten sie nicht eher wieder an, als bis ihnen ihre alten Gerechtsame feierlich bestätigt worden waren. Sechs Jahre hatte der Friede mit den Samnitern gedauert, daun brach der Krieg zum dritten Male ans. Die Römer waren nicht müßig gewesen. Immer mehr und mehr hatten sie die kleineren Völker rings um Samnium an sich gefesselt. Kolonie entstand neben Kolonie, Municipalstädte, in denen römische Präfekten nach ihrem Rechte richteten, knüpften das übrige Land an die Hauptstadt, manche Völker, wie die Äquer, wurden ganz unterworfen, mußten ihre Äcker und Triften an Rom abgeben, und bald überwog die Zahl der einwandernden Kolonisten so, daß ihr Land, in zwei neue Tribus umgewandelt, an Rom fiel. Überall schlug das Römertum feine mächtigen Wurzeln in Mittelitalien ein, und römische Sprache, römische Sitten, römisches Gesetz überwucherte in unzähligen Sprößlingen den neugewonnenen Boden. Zuletzt sahen sich die Samniter ganz aus ihre rauhen Berge eingeschränkt, jeder Versuch, in den fruchtbaren Niederungen Land zu gewinnen, scheiterte. Schon dies mußte sie immer von neuem anspornen, sich durch Krieg mit Rom Luft zu schaffen. Jetzt schien sich eine Gelegenheit zu bieten, die Gallier machten wieder von Oberitalien aus Einfälle in Etrurien und Umbrien. Die Samniter wußten, daß die Römer keinen Feind so sehr fürchteten, als die keltischen Riesen und nun voll beschäftigt wären. Daher stiegen sie in die Ebene von Lucanien hinab, wo sie natürlich sofort mit den Römern handgemein wurden. Nach zweijährigem vergeblichen Ringen vereinigten sie sich mit den Galliern, welche in Umbrien standen. Die Kunde davon mag in Rom einen nicht geringen Schrecken hervorgerufen haben. War doch um dieselbe Zeit in Etrurien eine ganze Legion von den Galliern niedergehauen worden bis auf den letzten Mann,
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