Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Die Weltgeschichte in zusammenhängender Darstellung für Schule und Haus - S. 167

1885 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 167 — und durch diese in die Geschichtsbücher über. Daher ist die ältere römische Geschichte voll von prahlenden Anekdoten. V. Die Punifchen (Karthagischen) Kriege. 1. Karthago. An der Küste Nordafrikas waren schon in sehr früher Zeit eine Menge phönizischer Kolonien entstanden, welche anfangs in Handelsbeziehungen mit dem Mutterlande blieben, später aber ihr Haupt und ihren Mittelpunkt in Karthago fanden. Karthago soll der Sage nach um das Jahr 888 v. Chr. von der Lyrischen Königstochter Dido gegründet worden sein. Diese war, heißt es, an der Spitze einer Schar unzufriedener Adliger aus Tyrus ausgewandert und erbat sich von einem nnmidischen Fürsten so viel Land, als sie mit einer Ochsenhaut bedecken könne. Als ihr die Bitte gewährt wurde, zerschnitt sie das Fell in feine Riemen, band dieselben zusammen und umspannte damit ein so großes Stück Land, daß eine Stadt darauf Raum hatte.*) Durch seine Lage am Mittelmeer und seinen guten Hafen wuchs Karthago allmählich zu einer volkreichen und wohlhabenden Stadt heran. Die kleineren phönizischen Orte, selbst das nicht unbedeutende Utika, schlossen sich an die mächtigere Schwesterstadt an, welche ihren Machtbezirk fortwährend dadurch erweiterte, daß sie die Urbewohner Südafrikas, die Libyer und einen besonderen Zweig derselben, die Numidier, im Westen und Süden ihres Gebietes unterwarf, und wo es nur anging Kolonien gründete, fo z. B. auf ©teilten, auf der Insel Sardinien, das ganz in ihre Gewalt kam, auf Malta, auf den Balearen und in Spanien. Die Verfassung Karthagos war die einer aristokratischen Republik. An der Spitze des Staates standen die Stifteten*) oder Oberrichter, welche wahrscheinlich für ein Jahr gewählt murden und den Vorsitz int Senate hatten. Die Senatoren, 100 an der Zahl, gehörten den vornehmsten Geschlechtern an, in deren Händen überhaupt die Leitung des Staates ruhte. Ein besondere Bedeutung hatte das Amt des Oberfeldherrn; es war eine Vertrauensstellung, die auf unbestimmte Zeit vergeben wurde und mit den größten Vollmachten versehen war. Zuweilen blieb die Feldherrnwürde lange Zeit in einer und derselben Familie gleichsam erblich, ohne daß sich diese deshalb eine monarchische Gewalt angemaßt hätte, gewiß ein gutes Zeichen für die strenge Ordnung, welche im gesamten Staatswesen herrschte. Neben dem Senate hatte auch die Volksversammlung ihren Anteil an der Regientug, ihr stand die Wahl der Beamten zu, und sie entschied, wenn die Suffeten und der Senat sich nicht einigen konnten. Unter den Ländern, welche für den karthagischen Handel besonders wichtig waren, nahmsicilien die erste Stelle ein. Schon in sehr früher Zeit *) Die Sage bezieht sich auf uralte Rechtsgebräuche bei Landzuteilungen, wie sie auch in Deutschland noch im Mittelalter gebräuchlich waren. Nach neueren Untersuchungen ist Dido eine karthagische Gottheit gewesen. **) Die Zahl derselben ist ungewiß, vielleicht zwei.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer