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1. Die Weltgeschichte in zusammenhängender Darstellung für Schule und Haus - S. 252

1885 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
— 252 — bundene, verschwenderische Lebensweise zu verzichten, welche die jungen Optimalen jener Zeit als ihr Vorrecht betrachteten. Da wurden schwelgerische Gastmähler gegeben, große Summen auf kostspielige Liebhabereien, auf Pferde und Wagen verwendet, Gaukler, Spieler und andere dienstbeflissene Leute in Sold genommen, und oft zogen die jungen Herren in später Nachtstunde, von Mimen und Tänzern begleitet, mit Fackeln und Musik vom wildem Gelage nach Hause. Aber bei allen diesen Zerstreuungen verlor Cäsar seine höhere Bestimmung nicht aus dem Auge. Frühzeitig wandte er sich dem öffentlichen Leben zu, und da er mit richtigem Verständnis der ganzen Lage der Dinge erkannte, daß der Stand der Edlen rasch seinem gänzlichen Verfalle entgegenging, fo hielt er es mit der Volkspartei. Wer den Pöbel beherrschte, das war ihm unzweifelhaft, dem fiel die oberste Leitung des Staates von selbst zu. Er gesellte sich zu den Anhängern des Marius und heiratete eine Tochter Cinnas. Beinahe wäre er jedoch ein Opfer der Proscriptionen Sullas geworden. Nur durch die Fürsprache mächtiger Standesgenossen entging er dem Tode. „So nehmt ihn hin", soll Sulla gesagt haben, „aber wisset, in dem einen Cäsar stecken viele Marius." Als er jedoch seine Gemahlin verstoßen sollte, weigerte er sich entschieden und verließ Rom. Nach Sullas Tode kehrte er zurück und machte sich als Advokat einen Namen damit, daß er verbrecherische Optimalen gerichtlich verfolgte. Dann unternahm er eine Reise nach Rhodus, um dort seine philosophischen und rhetorischen Studien zu vollenden. Auf der Rückreise fiel er Seeräubern in die Hände. Für ihn war dies nur eine Gelegenheit, sein Herrschertalent zu zeigen. Als sie ein hohes Lösegeld von ihm verlangten, fuhr er auf, ob sie denn wirklich glaubten, daß er nicht mehr wert sei, und versprach ihnen das Doppelte, wenn sie seinen Befehlen gehorchten. Den verwilderten Seeleuten flößte dieser vornehme Trotz Respekt ein, sie fügten sich allen feinen Launen. Trotzdem war er nicht mit ihnen zufrieden, sondern drohte ihnen, sie kreuzigen zu lassen. In Milet bat er einen Gastfreund, ihm die Summe vorzuschießen, zugleich aber mit bewaffneter Macht bei der Hand zu sein. Sobald er das Geld erhalten hatte, löste er sich aus, dann aber überfiel er die Räuber, nahm sie gefangen und ließ sie ans Kreuz schlagen. Nach seiner Rückkehr widmete er sich ganz der inneren Politik. Er unterstützte als Führer der Volkspartei Pompejus und trug nicht wenig dazu bei, daß dieser deu Oberbefehl gegen die Seeräuber und gegen Mithridates erhielt. Er selbst durchlief rasch die Stufenleiter der Ämter. Zuerst ging er als Quästor nach Spanien, dann wurde er Ädil (Bauherr und Festordner) und verwendete den Reichtum, den er aus der Provinz mitgebracht hatte, dazu, um durch glänzende Schaustellungen die Gunst des Volkes zu gewinnen. Er war es, der bei einem solchen Feste 70 Paar Fechtersklaven in silbernen Rüstungen kämpfen ließ. Als Pontifex maximus protestierte er während der Catilinarischen Unruhen gegen die Hinrichtung der gefangenen Empörer. So gesetzmäßig dieser Protest auch war, so lag doch der Verdacht nahe, daß Cäsar selbst im geheimen Einverständnisse mit den Aufrührern wäre, weil ihm das abenteuerliche Unternehmen nur ein Mittel schien, um die Volkspartei und mit ihr sich selbst zur Herrschaft zu bringen. Als Pompejus zurückkehrte, ging Cäsar als Prätor zum zweiten Male nach Spanien. Er hatte guten Grund, die Verwaltung einer Provinz zu übernehmen, denn er war durch Freigebigkeit in Schulden geraten und mußte darauf denken, sein
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