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1. Teil 2 - S. 17

1882 - Leipzig : Brandstetter
Die Hansa. 17 aus der Sprache verlor; denn keine aller Hansen hat eine so große Ausbreitung gewonnen und solche Erfolge in der Handels- und in der politischen Welt errungen, als die Hansa der norddeutschen Städte. Die Vereinigung der norddeutschen Städte zur Hansa hat keinen Geburtstag. Und ebensowenig als auf ein festes Datum läßt sich ihre Entstehung auf ein einzelnes, bestimmtes Ereignis zurückführen. Die Hansa war keine Gründung, keine beabsichtigte Schöpfung. Aus zwei Elementen ist sie allmählich erwachsen: Erscheinungen im Auslande und im Jnlande haben zusammengewirkt, um sie hervorzubringen, Verhältnisse kommerzieller und politischer Art. Jene sind die älteren. Die Hansa war, ehe sie ein Bund deutscher Städte ward, eine Vereinigung deutscher Kaufleute, nicht der Kaufleute daheim, sondern derer, die über Land und Meer zogen, um die Waren an ihrer Ursprungsquelle zu holen und den Konsumenten zuzuführen. Dem Verkehr der damaligen Zeit fehlte Kommissions- und Speditionsgeschäft, wie ihm Boten- und Postenwesen unbekannt war. Wer den gewinubriugeudeu Handel mit dem Auslande betreiben wollte, mußte selbst in die Fremde wandern. Der Kaufmann ist nach der Auffassung der Zeit der auf Reisen im Ausland befindliche. „Wir selbe sin wfi unde wä von lande ze lande, koufcnde aller bände und gewinnen, daz wir uns betragen“ (= ernähren). So schildert Gottfried von Straßburg iu seinem Tristan die Kaufleute, die „erwerbenden Leute". Nicht umsonst verbindet unsere Sprache Handel und Wandel, wie die französische in marcband, marcbandise einen Zusammenhang mit marcber durchblicken läßt. Der wandernde Kaufmann mußte bei der Unsicherheit der Straßen zugleid) ein wehrhafter, streitbarer Mann sein. Die Landfrieden stellen die Kaufleute unter die Personen, die zu allen Zeiten und an allen Orten Friede haben sollen, gestatten ihnen aber zugleid) ein Schwert zu führen, an bett Sattel gebunden oder über den Wagen gelegt, um sich gegen die Räuber zu verteidigen. Alle Gefahren der Reise treten doppelt hervor bei den Fahrten über See und Sand, über die salzige See, wie es mitten in unseren prosaischen Rechts-anszeid)nungen heißt. Es war nicht bloß rastloser Erwerbsdrang, es war auch noch etwas von jenem nicht erloschenen kühnen Abenteurer sinn der nordischen Völker in den Kaufleuten, die in gebrechlichen Fahrzeugen ohne Kompaß, allein geleitet von ihrer unentwickelten und oft versagenden Sternkunde, von der Küste weg sid) auf das Meer wagten. Die Nachkommen der alten Sad)fen und Friesen hatten hinter den Mauern ihrer Städte sowenig die Streitbarkeit wie die Seetüchtigkeit ihrer Ahnen verlernt. Das Siegel, das die (Ltadt Lübeck an ihren Urkunden von den ältesten Zeiten her geführt hat, zeigt auf wogenden Wellen ein Schiff mit hohen Schnäbeln, die noch ganz Richter, Bilder a. d. dtsch. Kulturgesch. Ii. 2
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