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1. Teil 2 - S. 25

1882 - Leipzig : Brandstetter
Das Leben in einem hansischen Kontor. 25 „Overstrand", von den an die Hansen tiefverschnldeten Bürgern bewohnt blieb. Die Übermacht der Hansen beweist folgendes Ereignis. Als der königliche Statthalter Olus Nielsen durch willkürliche Zoll-erhöhnngen und Begünstigung einiger Kaperschiffe die Deutschen erzürnt hatte, erregten diese im Jahre 1455 zu Bergen den heftigsten Aufruhr, schlossen den flüchtigen Statthalter im Mnnkelef-Kloster ein und verbrannten dasselbe trotz aller Bitten des Bischofs mit dem Statthalter, den Domherren und mehr als sechzig anderen Menschen. Der König Christian I. wagte keiue andere Genugthuung zu fordern, als die Wiederherstellung der zerstörten Gebäude, und bestätigte dagegen zu derselben Zeit alle hansischen Privilegien, verbot allen Außerhansen den Kleinhandel und zugleich mit mehr als zwei Schiffen jährlich nach Bergen zu kommen oder an andern Orten Norwegens Handel zu treiben, und erlaubte auch den Holländern nur, in zwei Gewölbeu in Bergen auszustehen. Die Hansen erhielten mit neuen Befreiungen von Zoll und Steuer das Vorrecht, gauz allein das Land mit Lebensrnitteln aller Art, Leinwand und dergleichen notwendigsten Waren zu versorgen. Bergen ist in Bogenform um deu Meerbusen Waug gebaut. Die eine Wasserseite, äußerst günstig für das Anlanden der Schiffe, die „Brücke", war jetzt ausschließlich im Besitz der Hansa, die andere, der „Overstrand", blieb zwar vou den Bürgern von Bergen bewohnt, doch ging anch hierein Hans nach dem andern in die Hände der Deutschen als Pfandschaft für Geld- und Warenvorschüsse über. Den zwischen beiden gelegenen Stadtteil bewohnten Handwerker, die entweder Deutsche von Geburt oder doch von den Deutschen abhängig waren. Dieser Stadtteil hieß von der überwiegenden Anzahl der Schuster die Schustergaffe, war in fünf Ämter mit besonderen Ordnungen und Stationen geteilt, stand ursprünglich unter den königlichen Rentämtern — denn die norwegischen Könige hatten selbst im 13. Jahrhundert diese Kolonie deutscher Handwerker herbeigerufen —, löste sich später immer mehr von der königlichen Gerichtsbarkeit und schloß sich ganz als eine zu allem bereite und ergebene Dienerschaft an die Hansa au. Die „Brücke" brannte im Jahre 1467 ab und wurde nach damaligem nordisch-deutschen Geschmack aufs prachtvollste vou deu Hansen neu und gleichmäßig ausgebaut. Sie war in 21 große und selbständige Höfe geteilt, die zwei Gemeinden, die Marien- und Martinsgemeinde, bildeten. Jeder Hof hatte seinen besonderen Namen und sein besonderes Zeichen: Bremerhof, Mantel, Dornbusch, Lilie u. s. w. Die beiden Kirchen dieser Gemeinden wurden gleichfalls Eigentum der Hausen und erhielten nach der Reformation besondere Geistliche, so daß hier eine ganz für sich abgeschlossene, vollständig organisierte Stadtgemeinde gebildet war. Jeder Einzelhof war von den übrigen durch feste Zäune oder Mauern geschieden, hatte an der Wasserseite eine große, auf das Meer hinausgelegte Brücke, au welcher die größten Schiffe anlegen und löschen konnten, und war ringsum vou laugen, hölzernen Gebäuden umgeben, die im untern Stock Kanfbuden
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