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1. Teil 2 - S. 123

1882 - Leipzig : Brandstetter
Humanismus und Reformation. 123 bolf Agricola war es, der den humanistischen Studien dann vor allen in Deutschland die Bahn gebrochen hat. Er kam 1462 als Lehrer der alten Sprachen nach Heidelberg, wo sich viele begeisterte Schüler um den trefflichen Meister sammelten: Heidelberg wurde der Mittelpunkt eines weiten Kreises von Männern, der bald in allen deutschen Landen seine Mitarbeiter und Genossen zählte. Agricola selbst starb schon 1485, aber sein Schüler Konrad Celtes, eines Winzers Sohn aus Frauken, wirkte mit rastlosem Eifer im Sinne des Meisters sort, zog als ein Apostel der Aufklärung von einer Universität zur andern und sand überall Schüler und Gleichgesinnte, die er ausmunterte und einander näher brachte. So traten bald überall in Deutschland eine Menge strebender Geister mit einander in den lebendigsten Verkehr, und das in der Politik zerrissene Vaterland fand wenigstens in der Freude an der Wissenschaft seine^ begabtesten Söhne vereint. Und mit Erstaunen sahen die alten Magister der Schulweisheit, wie ein neues Leben in ihre dumpfen Säle einzog; statt ihrer unverdauten Scholastik, statt ihres barbarischen Lateins hörte man wieder die Sprache Virgils und Ciceros und die lebensfrohe Weisheit der Alten. Da wurden ganz neue Sachen gelehrt, von denen sie nie etwas vernommen hatten, und sie wurden in ganz neuer Form vorgetragen, die talentvollen Schüler liefen den geistlosen Scholastikern davon, den neuen Meistern nach; es ging eine wahre Revolution der Universitäten und Schulen oor sich. Vor allem wichtig war die seit der Eroberung von Konstantinopel durch griechische Flüchtlinge nach dem Westen gebrachte nähere Kenntnis des Griechischen. Römische Autoren, römische Sprache und Denkart hätten sich die mönchischen Scholastiker noch gefallen lassen, aber das heitere, freie, schöne Griechentum erfüllte sie mit Angst und Haß. War doch das Griechische zugleich die Sprache der Evangelisten! „Man habe", klagte damals ein Dominikaner auf der Kanzel, „eine neue, aufrührerische Sprache erfunden, sie heiße die griechische, ein Buch voll gefährlicher Stellen fei darin geschrieben worden, man nenne es das neue Testament!" Sie verfolgten und verketzerten alle Freunde klassischer Bildung. Aber ihr Geschrei und Klagen war vergeblich. Ein frisches Leben, eine frohe Begeisterung verbreitete sich unter der studierenden Jugend. „Die Geister sind erwacht, es ist eine Lust zu leben," schrieb damals Ulrich von Hutten. Alle deutschen Landschaften nahmen an dieser Bewegung teil, und gerade die Zersplitterung in mannigfache Gebiete beförderte die Thätigkeit. Auch diejenigen Universitäten, an welchen die Anhänger des Alten den zähesten Widerstand leisteten, riefen durch den Kampf des Gegenfatzes nur ein um so regeres Leben hervor. So z. B. das scholastische Basel, wo dem Reuchlin anfangs das Griechische verwehrt wurde, wo aber bald viele große Männer, Erasmus, Zwingli, Calvin, Oekolampadius, Sebastian Braut und viele andere lernten und lehrten; von hier empfingen die Schweiz und
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