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1. Teil 2 - S. 125

1882 - Leipzig : Brandstetter
Humanismus und Reformation. 125 Eurieius Cordus. Dagegen war die von Friedrich dem Weisen 1502 gestiftete Universität zu Wittenberg eine Art Mnsteranstalt, die vollkommenste Repräsentantin des neuen akademischen Lebens. Hier wurden nur Anhänger der neuen Richtung in die Lehrstellen berufen. Eine ähnliche Aufgabe war der bald nachher von Joachim von Brandenburg gegründeten Universität rn Frankfurt ct. ö. zugedacht, welche anfangs berühmte Lehrer und großen Zulauf von Studenten hatte. Und so finden wir Vorkämpfer der Aufklärung bis nach Pommern und Mecklenburg; z. B. Johann Bugeuhagen in Treptow am Hose des Herzogs; in Rostock lehrte der wackere nieder-sächsische Geschichtschreiber Albert Kranz, ehe er Dekan in Hamburg wurde. Es waren freilich fremde Sprachen, die jetzt in Deutschland einzogen; ja es geschah wohl, daß die Gelehrten in ihrer Begeisterung für die fremden Sprachen sich ihrer Muttersprache fast schämten, sogar ihre ehrlichen deutschen Namen verschmähten, den sie mit einer lateinischen oder griechischen Übersetzung vertauschten. „Man glaubt nicht mehr im alten Germanien zu wandeln," sagt ein Brief aus jener Zeit, „sondern in einer neuen Zeit und unter einer neuen Nation." Diese Humanisten werden deshalb nicht selten als Unterdrücker des deutschen Geistes bezeichnet, aber doch mit großem Unrecht. Die Humanisten haben den deutschen Geist nicht unterdrückt, sondern im Gegenteil seine frischere Wiedergeburt erst wieder ermöglicht. Standen sie doch mitten unter ihrem Volke in einer mächtig aufgeregten Zeit, blieben sie doch großenteils praktische Geschäftsmänner, die bei Hofe, auf Reichstagen, als Gesandte oder Ratsherren u. dgl. die Geschicke der Nation lenken halfen. Gerade die gleichzeitig mit dem Eindringen fremder Bildung aus dem Volke selbst von innen heraus kommende nationale Richtung wurde von den Humanisten lebhaft mitempfunden, und sie erwarben sich das große Verdienst, vermittelst jener geistigen Bildung und Klarheit, die sie durch das Studium der Alten gewonnen hatten, das, was im Volke lebte, in deutscher wie in lateinischer Sprache auszusprechen und zur Geltung zu bringen. Zu diesen Männern gehörten ja auch Volksschriftsteller und Sammler von Volksschwänken, wie Heinrich Bebel, Satiriker wie Sebastian Brant und Ulrich von Hutten, Kanzelredner wie Geiler von Kaisersberg, zu ihnen gehörten die großen Reformatoren wie Melanchthon, Zwingli, Luther selbst nicht ausgenommen; mit einem Worte alle die Männer, von welchen auch die Wiedergeburt des deutschen Geistes, die Ausbildung der deutschen Sprache ausgegangen ist. Nicht am wenigsten zeigte sich der deutsche Sinn dieser Gelehrten in ihrer Vorliebe für die deutsche Geschichte, und zwar' eben so sehr für ihre spezielle Landesgeschichte (wie z. B. bei dem Bayern Aventin und dem Niedersachsen Albert Kranz), wie für die Geschichte des ganzen deutschen Volkes, wie bei den Reichsstädtern Pentinger, Pirkheimer, Wimpheliug, dem Abt Tritheim u. a. Nur freilich hatten diese Versuche das Mißgeschick, daß sie in der Vorzeit stecken blieben und wegen ihrer allzugroßen Gelehrsamkeit dem Volke unverständlich waren. Dabei fehlte es ihnen noch sehr an der Kritik und Auswahl
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