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1. Teil 2 - S. 205

1882 - Leipzig : Brandstetter
Die Landsknechte. 205 ihrer Würde den sogenannten „Vergleicher", d. i. einen Stock, der etliche Armeslängen maß und der gar unsanft aus die zankenden Buben und keifenden Weiber niederzusausen pflegte, darum aber auch der beruhigenden Wirkung um so weniger ermangelte. Die große Kriegstüchtigkeit der Landsknechte erfüllt uns nut um so arökerer Bewunderung, wenn wir bedenken, wie wenig ausgebildet das Heerwesen und namentlich der Kampf zu Fuß vor der Zeit der Landsknechte war Noch im Jahre 1490 waren die Bürger des später so waffenrustigen Augsburg in langer Reihe je zwei und zwei hintereinander ms Feld gerückt, eine Ausstellung, wie man sie sich sür ein Kriegsheer kaum naiver denken kann. Dann hatte um die Scheide des Jahrhunderts das noch unfertige Landsknechtswesen feinen alten Lehrmeistern, den Schweizern, noch hartes Lehrgeld zahlen müssen Im dritten Jahrzehnt des 16 Jahrhunderts aber zeigten sich die Deutschen den Eidgenossen nicht nur ebenbürtig, sondern überlegen. Sie wurden aus Geschlagenen siegreiche Überwinder der stolzen Nachbarn, deren Ruhm vor dem neu ausgehenden Gestirn der Landsknechte zu verbleichen begann. . Zwar war von kunstgerechtem Exerzieren und Tnllen, wie es tm 1 /. und namentlich im 18. Jahrhundert bei den Soldaten üblich wurde, bei den Landsknechten noch keine Rede, noch gab es nicht, wie in der „Kriegskunst t>es Obersten von Wallhausen, welche 1615 mit vielen Kupseru geziert erschien, 143 Tempos, die der Hakenschütze erlernen mußte, um richtig mit dem Gewehr und der zum Auflegen des Gewehres bestimmten Gabel umgehen zu können, sowie 21 Tempos für den Gebrauch des Spießes. Die Anweisung, die der Landsknecht für den Gebrauch des Spießes erhielt, war eine fehr' einfache. Besondere Übungen forderte namentlich nur die Aufstellung der Landsknechte zum Gefecht. Die eigentliche Stärke dieser Truppen lag im Kampf m offenem Felde. Unwiderstehlich war vorzugsweise ihr Massenanprall, unübertroffen die eherne Ruhe, mit welcher sie, gleich dem Igel in einen Knäuel zusammengeballt, durch einen undurchdringlichen Lanzenwald jedem Angriffe trotzboten. Das Wort „Igel" ist übrigens nicht nur ein treffendes Bild sür das Wesen der Sache, sondern es war damals wirklich der technische Ausdruck sür jene „Geviertordnung", die wir jetzt mit fremdem Worte „Qnarro" nennen. Der Geviertordnung des Igels ging beim Sturme, wie bei jedem Angriffe der „verlorene Hause" voran. Dieser bestand in den meisten Fällen aus Freiwilligen, zuweilen wurden seine Glieder auch durch das Los bestimmt, oder'die Fähnlein hatten nach bestimmter Reihenfolge diefen mühseligen Dienst zu versehen. Wer zum verlorenen Hausen gehörte, that gut, wenn er vor dem Beginne des Kampfes feine Rechnung mit dem Himmel abschloß. Dem verlorenen Haufen folgte der „helle Haufen", die Maste des Heeres, bei größeren Heeren ans mehreren Regimentern, also ans etwa 10 bis 12000 Mann bestehend, in regelrechtem Viereck, dessen Front jedoch
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