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1. Teil 2 - S. 216

1882 - Leipzig : Brandstetter
216 Nürnbergs Kunstleben gegen Ausgang des Mittelalters. licher sind die Passionsscenen von der Mehrzahl der damaligen Meister geschildert worden; rührender, ergreifender von keinem. Und diese Wahrheit der Empfindung verklärt alle seine Gestalten und giebt ihrem schlichten, bürgerlichen Wesen einen Hauch jener seelenvollen Schönheit, der selbst den Mangel idealer Schönheit vergessen macht. Von Humor umspielt ist ein genrebildliches Relief, welches Krafft 1497 an dem Portal der städtischen Wage anbrachte, wo es sich noch heute befindet. Wenn in der Malerei, Holzbildnerei und Steinskülptur mit Nürnberg noch mehrere andere Städte Süd-Deutschlands wie Würzburg, Ulm, Augsburg in erfolgreicher Weise wetteiferten, fo scheint dagegen nirgendwo ein ernstlicher Versuch gemacht worden zu sein, der Vaterstadt Peter Wischers den alten Ruf im Erz- und Rotguß streitig zu machen. Es ist nicht bekannt, daß irgend eine Gießhütte Deutschlands auch nur annähernd eine Bedeutung erlangt hätte, wie die des genannten Meisters, von dessen Familie die Gießkunst mehrere Generationen hindurch betrieben und zu hoher Vollkommenheit gebracht wurde. Daß Nürnberg der Hauptort für Rotgießerei war, erhellt fchon aus dem Umstande, daß man sich mit Bestellungen aus den verschiedensten Gegenden Deutschlands au die Vischersche Gießhütte wandte. In dieser berühmten Anstalt wurden Gegenstände aller Art angefertigt, von den alltäglichsten Gerätschaften bis zu den feinsten Kunstarbeiten. Unter den letzteren nahmen die Grabdenkmäler fürstlicher Personen die erste Stelle ein. So findet man Vischersche Grabplatten in Wittenberg, Erfurt, Breslau, Regensburg, Aschaffenburg u. s. w. Von den Lebensschicksalen Peter Wischers sind nur dürftige Nachrichten auf die Nachwelt gekommen, man weiß nicht einmal mit Bestimmtheit das Jahr seiner Geburt anzugeben. Schon sein Vater Hermann Bischer genoß eines großen Rufes, obwohl er als Künstler weit hinter dem genialen Sohne zurücksteht. Sichere Kunde von Peters Wirksamkeit besitzen wir erst von der Zeit an, wo der Meister in das reifere Lebensalter getreten war und seine Arbeiten mit Jahreszahl, Namen oder Monogramm zu bezeichnen pflegte. Diese auch von Dürer befolgte Neuerung, Kunsterzeugnisse mit dem Namen des Urhebers zu versehen, deutet auf eine wesentliche Veränderung in der Lebensstellung, welche die Künstler in Deutschland einnahmen, auf eine bewußte Erhebung über das Handwerk. Das künstlerische Selbstgefühl begnügt sich nicht mehr mit dem kurzlebigen Beifall der Mitlebenden, es rechnet schon auf den Nachruf, auf die Bewunderung kommender Geschlechter. So von einem edlen Ehrgeiz gespornt, sucht der Künstler sich selbst zu steigern, sich immer weitere und höhere Ziele zu stecken und seine Kräfte in reichster Weise zu entfalten. Und wirklich gewährt der Lebensgang Wischers ähnlich wie der Dürers die Thatsache eines unablässigen künstlerischen Fortschreitend Von unvergleichlicher Schönheit ist das Hauptwerk seines Lebens, das von 1508 bis 1519 ausgeführte Sebaldusgrab. Es galt hier in der Kirche St. Sebald dem (Schutzpatron der Vaterstadt, dessen Gebeine ein aus dem
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