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1. Teil 2 - S. 291

1882 - Leipzig : Brandstetter
Die Soldaten des dreißigjährigen Krieges. 291 sondern sich auf das Soldatenleben gelegt, sich auch von Jugend auf in Niederland, Ungarn und Moskau, wo derer Orten Krieg gewesen, gebrauchen lassen." Außer denen, die kein anderes Haudwerk gelernt, zogen auch viele „freiledige Bursche" der Werbetrommel nach, die bisher ein Handwerk betrieben, und mutige und unnütze Handwerksgesellen und anderes Gesindel, für welches sonst kein Platz in der Welt war, fanden freudiges Willkommen bei Feldwebeln und Hauptleuten. Dem armen Bauernvolke, wenn es von Feind und Freund rein ausgesogen, blieb oft fchon in den ersten Jahren des Krieges nichts übrig, als den Pflug mit dem Schwerte zu vertauschen und, selbst zu Grunde gerichtet, andere zu Grunde zu richten. In den späteren Jahren des Krieges fand sich diese Veranlassung noch viel öfter. Den Hauptkern der Heere machten aber immer jene Bärenhäuter aus, welche, nachdem sie schon in vieler Herren Ländern dem Kriege nachgegangen, als „versuchtes Volk" bezeichnet wurden. Nach ihnen strebte der Werber am meisten. Da die Bande, welche sie an ihre Kriegsherren knüpften, stets locker blieben, so trat gewöhnlich die ganze Besatzung einer Festung oder ein großer Teil derselben, nachdem sie sich ergeben, in die Reihen der Sieger. Die Befehlshaber aufgelöster Heere trieben förmliche Spekulation mit kriegerischen Haufen und suchten durch allerlei Kunstgriffe möglichst hohe Preise sür ihre Ware zu erzielen. Waren nicht Hauptleute vorhanden, die von anderen Gelegenheiten her Trnppen in Bereitschaft hatten und nun in Bausch und Bogen mit dem sie mietenden Teile abschlössen, so erteilte man Offizieren zu diesem Zwecke Werbepatente. Diese schickten ihre Unterbefehlshaber mit beglaubigten Abschriften der Patente und sonstigen Vollmachten, vor allem aber mit vollem Beutel nach allen Himmelsgegenden aus, und es erfolgte nun in Städten und Dörfern der sogenannte „Umschlag", d. H. die Werber zogen unter Trommelschlag auf, verkündigten den Zweck ihrer Anwesenheit, nannten die Bedingungen, zahlten den Werbegnlden und das Laufgeld und bestimmten den Musterplatz, au welchen sich die kriegslustige Mannschaft begeben sollte. Allgemeine große Nachfrage nach Söldnern benahm natürlich denjenigen Fürsten, welche nicht gerade früh sich in der Notwendigkeit befanden, Soldaten anzuwerben, die Aussicht, dergleichen später unter annehmlichen Bedingungen zu bekommen, und dies veranlaßte sie, fremde Werbungen in ihrem Lande zu untersagen und auch sonst ihren Unterthanen fremde Kriegsdienste nicht zu gestatten. Damit der Zuzug in rechter Ordnung geschehe, gab man weise Befehle. So heißt es in „Der Fürsten und Stände in Schlesien Bestallung übers Fußvolk" (Breslau, 1618): „Wenn die Knechte ihr Laufgeld Reisegeld bis zum Musterplatz) empfangen, follen sie den Herren, oder der sie werben wird, angeloben: daß sie ohn alles Spiel (= Musik) und so viel möglich rottenweis, höher nicht als acht oder zehn Personen zusammen, zum 19*
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