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1. Teil 2 - S. 295

1882 - Leipzig : Brandstetter
Die Soldaten des dreißigjährigen Krieges. 295 atmen und großen von feiten der Kriegsherren, war aber besonders dadurch mangelhaft, daß fast alles erst durch die Hände der Marketender ging und daß jeder Soldat seine eigene Wirtschaft führte. Der Sold war ein ziemlich beträchtlicher. Für einen Reiter betrug derselbe in der Regel monatlich fünfzehn Gulden durchschnittlich. Weitere Abstufungen hingen davon ab, wieviel der Junker seinem Aufwärter oder Jungen zum Unterhalte abgab. Ein Mann zu Fuß kostete monatlich im Durchschnitt etwa neun bis zehn Gulden. Aber dabei wüsten „Doppel-söldner" und „Musketiere" unterschieden werden. Für ein sächsisches Fähnlein von 300 Mann wurde verlangt: 1296 Gulden für 120 Doppelsöldner (je 4 Söldner zu 20, 18, 16 und 14 Gulden, 16 zu 12, 40 zu 10 und 48 zu 9 Gülden) und 1585 Gulden für 180 Musketiere (40 zu 10, 65 zu 9 und 75 zu 8 Gulden). Eine Compagnie Reiter zu 100 Pferden kostete 1500 Gulden, ohne das zum Kommando gehörige Personal, welches einen Aufwand von 464 Gülden verursachte. Dergleichen hohe Besoldungen gemeiner Kriegsleute zu einer Zeit, wo das Geld einen mindestens 4 bis 5mal hohem Wert als jetzt hatte, die ungeheuern Gehalte der hohem und höchsten Befehlshaber (Christian von Anhalt bekam als böhmischer General monatlich 10000 Gulden, ein sächsischer General-Leutnant monatlich 2000 Gulden) lassen sich nur erklären aus der einer roheren Zeit eigentümlichen, höheren Achtung vor Tapferkeit und kriegerischer Beschäftigung. Geldsummen wie sie das damalige Kriegswesen erforderte, konnten, zumal bei dem rohen Zustande der Staatswirtfchaft, durch ordentliche Steuern nicht aufgebracht werden, man mußte außerordentliche Quellen erschließen. Diese waren: freiwillige Beiträge, freiwillige oder erzwungene Darlehen, Konfiskationen, Unterstützungen durch ausländische Mächte, Erhöhung des Münzwertes. Bei den Kaiserlichen gaben z. B. an freiwilligen Beitrügen Wallenstein einmal 40000, Kardinal Klefel 50000 Gulden. Auf protestantischer Seite bewilligten in Prag die Bürger der Altstadt 15000, die Neustädter und Kleinseitner je 10000 Thaler. Die Prager Juden mußten außer ihren ordentlichen Steuern noch 12000 Thaler schaffen. Bei der Aufnahme von verzinslichen Anleihen mußten Staaten und Fürsten so leise und vorsichtig auftreten, wie es jetzt kaum ein armer Mann in ähnlicher Lage nötig hat. Für die höchsten Zinsen und mit nicht geringen Spesen borgte mau bei einer Menge einzelner Personen Sümmchen von einigen Tausend Gulden zusammen, und doch gewöhnlich erst durch das Dazwischentreten einer bedeutenden Handelsstadt; ganz glücklich schützte man sich, wenn es gelang, von einer solchen eine ansehnliche Summe im Ganzen zu erhalten. Zu den sächsischen Rüstungen im Jahre 1619 sollte die Stadt Leipzig das Geld schaffen; sie follte bei einem reichen Mann in Frankfurt, Johann Bodeck, gutsagen, aber es ward nichts daraus. In Nürnberg, Augsburg, Ulm machte die sächsische Regierung ähnliche Versuche. Ein
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