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1. Teil 2 - S. 311

1882 - Leipzig : Brandstetter
Einfluß des 30jährigen Krieges auf Gewerbe und Handel. 311 abholen." Noch 1619 hatte die Getreideausfuhr in Danzig 102981 Last betragen, 1655 betrug sie 11361 Last. Neben Magdeburg, das der Krieg besonders hart getroffen, das z. B. im Jahre 1680 erst wieder 8000 Seeleu zählte, während es vor dem Kriege 40 000 Einwohner gehabt hatte, hat in Mitteldeutschland wohl Erfurt die größten Verluste durch den Krieg erlitten. Mit seinem Handel versiegten die letzten Quellen seines Wohlstandes, nachdem es schon im 16. Jahrhundert durch Leipzigs rasches Aufblühen gelitten hatte. Die vorher berühmten Bierbrauereien wurden nur noch fpärlich betrieben, und die Färbereien gingen bei der Vernichtung der Waidkulturen und bei der Überhandnähme des Indigo zu Gruude. Dortmunds Blüte ging mit der Hansa zu Grabe, der Krieg zerstörte ihren Handel vollends, und die umliegenden kleinen Fürsten schadeten ihm aus alle Weise. Und von Soest sagt ein Geschichtschreiber, es sei allgemach verwitternd und menschenleer zu Westfalens größtem Dorfe herabgesunken. Etwas besser waren die Verhältnisse der Reichsstädte in den Rheingegenden gestaltet, wenn sie sich auch mit den früheren Zuständen nicht vergleichen ließen. In Köln vermochten das zäh festgehaltene Stapelrecht und die günstige Lage der Stadt, die namentlich von dem niederländischen Handel Nutzen zog, ein wenn auch schwach pulsierendes Handelsleben zu erhalten. Dnrcki den Verlust Straßburgs, der auch als eine Folge des dreißigjährigen Krieges aufgefaßt werden muß, wurden der deutsche Handel und das deutsche Gewerbe aus einem Gebiete verdrängt, auf dem sie seit langer Zeit die kräftigsten Wurzeln geschlagen hatten. Der Verlust des ganzen Oberrheins machte sich besonders dem oberdeutschen Handel sühlbar. Die französischen Erzeugnisse, denen die Zufuhr jetzt wesentlich erleichtert war, überschwemmten massenhaft die oberdeutschen Städte; die Messen von Frankfurt und Leipzig wimmelten von französischen Kaufleuten, welche das Geld und die gute Ware aus Deutschland holten und ihm dafür Tand, freilich dem Geschmacke der Zeit entsprechend, zurückließen. Unter den oberdeutschen Städten erholte sich nach dem Kriege Frankfurt am schnellsten; schlimmer getroffen waren Nürnberg und Augsburg. Nürnberg berechnete feinen Kriegsschaden in dem einzigen Jahre 1632 auf 1800 000 Gulden. In Augsburg standen nach dem Kriege 2216 Wohnungen leer, und von 6000 Barchent- und anderen Webern, welche vor dem Kriege in der Stadt waren, gab es nach demselben nur noch 500. Auch die Handelsbeziehungen gingen bei der zunehmenden Schwäche der Schwesterstädte zum Teil zu Grunde, und die kleineren oberdeutschen Reichsstädte waren durch den Krieg fast zu bedeutungslosem Dasein herabgesunken. Ulm bewahrte sich nur spärliche Überreste seines Leinwandhandels nach Italien. Ravensburg hatte seine reichen und wohlhabenden 1400 Bürger bis auf 400 verloren, und diese waren meist bettelarm geworden; die vormals blühende Leinweberei war durch Aussterben und Auswanderung säst vernichtet. Auch in Memmingen, das mehr als zwei Drittel seiner Einwohner verloren hatte,
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