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1. Teil 2 - S. 486

1882 - Leipzig : Brandstetter
486 Steuern und Abgaben im 18. Jahrhundert. Staatszwecke konnte nicht sehr die Rede sein. Auch Friedrich der Große brauchte, wie er selbst versichert, für seinen Bedarf nie über 220 000 Thlr. jährlich. Dafür betrugen die Ausgaben für das Militär, wenn auch verhältnismäßig nicht mehr so viel als unter seinem Vater, immer noch fast 60 Prozent des Staatsbudgets. Die vortreffliche Finanzwirtschaft Friedrichs Ii. machte es ihm möglich, trotzdem auch für die innere Wohlfahrt des Landes, für Bodenverbefserung, Wiederaufbau eingeäscherter Dörfer, Kunstbauten, Unterstützung der Industrie und des Handels u. s. w. ansehnliche Summen zu verwenden. Für Landeskulturzwecke gab er in den letzten 23 Jahren seiner Regierung mehr als 24 Mill. Thlr. aus. In Österreich kostete das Militär ungefähr den dritten Teil der Gesamteinnahme. Der Aufwand des Hofes war ein bedeutender. Welche Summen mußten dort verschwinden, wenn das Hofgesinde selbst bei geringfügigen Ausgaben Unterschleife machen konnte, wie z. B. in folgenden Ansätzen: „Zum Einweichen des Brotes für die Papageien des Kaisers jährlich 2 Faß Tockaier, für Petersilie in der Küche 4000 Gulden, für den Schlaftrunk der Kaiserin täglich 12 Kannen Ungarwein" re. In Sachsen gehörten zum Hofstaate des im Vergleich zu den beiden polnischen Augusten sehr sparsamen Friedrich August Iii. noch immer 150 Kammerherren und 97 Kammerjunker; in der Militärrangliste finden sich 4 Generalfeldmarfchälle, 13 Generallieutenants und 13 Generalmajors. Dagegen enthalten die damaligen Budgets sehr geringe Ansätze für Zwecke der Landeswohlfahrt; für den öffentlichen Unterricht findet sich gar kein spezieller Ansatz. Unter August dem Starken hatte das berühmte Lustlager bei Zeithain 1 Million Thaler gekostet und unter August Ii. verbrauchte der Minister Brühl, der bei seinem Tode z. B. 500 Röcke, darunter 198 gestickte, 102 Uhren, 843 Tabaksdosen rc. hinterließ, allein jährlich eine Million Thaler. Von den 3 Millionen Gulden, welche die Pfalz eintrug, verwendete der prachtliebende Karl Theodor 20 000 Gulden auf die Oper, 100 000 Gulden auf den Marstall (er hielt 1000 Pferde), 80 000 aus die Jagd, 60 000 auf seine Schlösser und ebensoviel auf feine Kunstgärten in Mannheim und Schwetzingen, in Summa V2 Million oder ein Sechstel seiner ganzen Einkünfte, ohne die Kosten seiner übrigen Hofhaltung. Sein Hofstaat umfaßte nicht weniger als 1800 Personen. Auf Zwecke der Landeswohlfahrt konnte wenig verwendet werden. Ein Professor der Philosophie mußte sich an 200 Gulden genügen lassen, während ein Hoftrompeter und ein Vieeleibkutfcher je 250 Gulden bekamen. Für die 5500 Mann Militär, welche der Kurfürst hielt, wurden 21 Generäle besoldet. Musterstaaten in Bezug auf die Finanzen waren einige kleine Länder, z. B. Baden, von dessen Fürsten gerühmt ward, „sie besäßen den Ehrgeiz, keine Schulden zu haben, keine Prachtfeste zu geben und keine Tänzerinnen zu halten", ferner Sachsen-Gotha, dessen Herzog Ernst so sparsam wirtschaftete, daß, wie ein zeitgenössischer Schriftsteller sagte, „die Bauern dort säst zu wenig Steuern zahlten".
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