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1. Teil 2 - S. 523

1882 - Leipzig : Brandstetter
Kulturzustände am Anfang des 19. Jahrhunderts. - 523 Schmuck und zur größeren Verwunderung des Publikums aufgestellt. Im 17. Jahrhundert hatte der Besitzer der Löwenapotheke in Leipzig, Linke, ein Natnralienkabinet gegründet, das einer seiner Enkel in drei starken Bänden beschrieb und das sich noch im Jahre 1836 in gutem Zustande befand. Der gegenseitige Verkehr zwischen den einzelnen Ortschaften war zu Anfang unseres Jahrhunderts noch ein geringer. Die Straßen waren meist in übelster Verfassung; es fehlte nicht an argen Hohlwegen, an fußtiefen Löchern. Au manchen Stellen wurde der Weg immer breiter, weil jeder mehr nach den Rande zulenkte, da die Mitte des Weges grundlos geworden. Ohne eine Hacke konnte ein Fuhrmann nicht sein, wenn er nicht Gefahr laufen wollte, stecken zu bleiben. An vielen Stellen hielten Gastwirte oder Bauern Vorspannpserde, die der Fuhrmann mieten mußte, wenn er weiter kommen wollte. Unfälle aller Art, Umstürzen der Wagen, Verletzungen der Fahrenden, waren nicht selten. Manche Stellen waren wegen der daselbst sich wiederholenden Unfälle berüchtigt und man dankte Gott, wenn man glücklich vorüber war. Straßen zu bessern, fiel den Grundbesitzern nicht ein. Sie selbst kannten die Gefahren und verstanden es, sie zu umgehen; warum hätten sie für Fremde etwas thun follen? Übrigens brachte eine recht grundlose Straße einer Ortschaft auch Nutzen. Je mehr Unglücksfälle sich ereigneten, desto besser befanden sich Schmied, Wagner, Sattler, Seiler, Gastwirt und manche andere. Reisende waren ohnehin selten; warum sollte man nicht die wenigen möglichst lange festzuhalten suchen? Brücken waren noch sehr selten; häufig führte die Fahrstraße mitten durch den Bach oder Fluß. Wo es Brücken gab, da bestanden sie oft nur aus einem Holzbau. Größere Brücken dieser Art schützte man vor den dieselben rasch zerstörenden Unbilden der Witterung durch einen mit Fenstern versehenen Überbau. Die nicht an den großen Straßen gelegenen Dörfer hatten ihre Schenke, in welcher Sonntags die Bauern zusammen kamen. Außer Brot und Butter, Bier und Schnaps war in derselben nichts zu bekommen. Auch Messer erhielt mau nicht; man setzte voraus, daß der Gast sein eigenes bei sich habe. Auf das Übernachten von Gästen waren sie nicht eingerichtet; höchstens fanden Hausierer und andere Umherziehende eine Streu. Die Wirtshäuser der größeren an der Landstraße gelegenen Dörfer waren meist sehr stattliche Gehöfte, ihre Besitzer zum Teil die Lehnrichter, meist wohlhabende Fleischer. In diesen Gasthöfen übernachteten meist die Frachrfuhrleute. Der Wirt, zumal als Lehurichter, war, wo kein Rittergutsbesitzer im Dorse, die vornehmste weltliche Person und dieses Vorzuges sich auch bewußt. Die große Gaststube war mit gewaltigen Tischen und Bänken besetzt. Neben dem Eingang befand sich um einen Fuß erhöht ein Schrank mit Gläsern, davor eine schmale Tafel, welche die große Bierlase, ein paar Schnapsflaschen, ein brennendes Licht und einen Teller voll Späne oder Fidibusse trug und hinter welcher die Wirtin saß. Eine Holzwand mit Thüre trennte das Honoratiorenstübchen von dein Gastzimmer. Hier hatte
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