Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Im Kaiserhause zu Goslar - S. 22

1902 - Braunschweig : Appelhans
— 22 — bisher mein Herz Deinen Worten verschloß. Ich wollte nicht von meinem Sohne mich belehren lassen, und ab- sichtlich habe ich widerstrebt. Aber Dein stilles, geduldiges Leiden hat mich besiegt, und daß Du sogar die Feinde lieben kannst und für sie bittest, daß hat mir heute völlig die Augen geöffnet. O Brun, heute bitte ich Dich, wie Du mich oft gebeten hast; verstoße mich nicht, nimm mich aus in die Gemeinschaft Deines Glaubens; Dein Gott, er ist fortan auch mein Gott!" Da zog es wie Himmelsglanz über das Gesicht des Schwerkranken; er legte seine Hand auf die grauen Haare seiner Mutter, und Freudenthränen liefen über feine blaffen Wangen. Am Abend kamen die Freunde aus dem Walde zurück, wo sie gearbeitet hatten. Sie merkten es bald an der heiteren Miene Bruns, daß etwas Außerordentliches in ihrer Abwesenheit geschehen sei, und er erzählte ihnen mit wenigen Worten, daß Gott noch vor feinem Tode fein Gebet erhört habe, daß feine Mutter die Taufe begehre. Alsbalb würde alles zu der heiligen Hanblung bereit gemacht, benn es war keine Zeit zu verlieren. Mit feiner letzten Kraft richtete Brun sich von seinem Lager auf und stellte die vorgeschriebenen Tanffragen an feine Mutter; und als sie bieselben laut und klar beantwortete, benetzte er ihr die Stirn mit dem heiligen Bab. Und währenb noch die Frennbe und die Neuge-taufte in stillem Gebete vor dem Kreuzeszeichen knieeten, hauchte Brun den letzten Seufzer aus, und feine Seele entschwebte in die ewigen Gefilde der Seligen. Im Waldesdunkel unweit ihres Hauses gruben die Freunde dem Dahingeschiedenen, dem Blutzeugen der Wahrheit, sein Grab und fetzten auf den Hügel das Zeichen des Kreuzes. Oft lenkte Frau Jrmentrut ihre Schritte zu dieser stillen Stätte und schmückte sie mit den Blumen des Waldes, und ihre Hoffnung war, einst an der Seite des geliebten Sohnes zum letzten langen Schlaf gebettet zu werden. Die Freunde bereiteten ihr in der Nähe des Grabes unter einem wilden Rosenstrauch eine Rafenbank, und dort faß sie oft an den milden
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer