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1. Im Kaiserhause zu Goslar - S. 49

1902 - Braunschweig : Appelhans
— 49 — dem alles sich beugt, der die höchste geistliche Gewalt mit der höchsten weltlichen vereinigt! Aber war es denn möglich, daß jemals diese Gedanken greifbare Gestalt gewinnen konnten? Ja, es war möglich, es mußte möglich sein! Zwar nicht ohne Kamps ließ sich dieses Ziel erreichen, es galt einen Kampf auf Tod und Leben mit dem Kaisertum. Aber derselbe mußte gewagt werden, und er mußte siegreich enden. Es war eine starke Partei in der Kirche, auf die man bauen konnte, wenn es galt, die Kräfte zu messen; das waren die Mönche von Cluny und ihr ganzer großer Anhang, die Cluniacenser. Aber wo war der Mann, der es gewagt hätte, den Fehdehandschuh aufzuheben und der Kirche, dem Papsttum die Stellung zu erringen, die ihm gebührte? Denn die durch den Willen des Kaisers gewählten Päpste waren nicht die Männer, diesen Schritt zu unternehmen. — Und wie etn Blitz zuckte der Gedanke durch die Seele des Mönches: „Wie, wenn Du dieser Mann wärest? wenn Du berufen wärest, die Universalherrschast der Kirche über alle Völker des Abendlandes zu begründen?" Ihn schwindelte bei diesem Gedanken; wie sollte dieses möglich sein? Aber war es nicht auch schon früher geschehen, daß Gott sich die Werkzeuge seines Willens nicht gewählt hatte aus den Bornehmen und Mächtigen des Volkes, sondern aus den Geringen und Niedrigen? Warum sollte er, der ein-nicht noch berufen sein zu großen Thaten? Bei Gott war ja kein Ding unmöglich, und schon oft hatte er das, was den Weisen und Klugen verborgen war, den Unmündigen geofsenbaret. — Als Hildebrand diesen Gedanken einmal gefaßt hatte, konnte er ihn nicht wieder los werden; Tag und Nacht bewegte er ihn in seinem Herzen. Wohl gab er sich Mühe, ihn zu unterdrücken, und des Nachts, wenn er allein war klatschte wohl gar die Geißel auf seinen Rücken, um sich selbst zu züchtigen für solche Vermessenheit. Es war vergeblich. Wenn er zum unruhigen Schlummer seine Augen schloß, sah er sich im Traume in der Peterskirche, um. geben von den hohen Würdenträgern der Kirche; und ihm Tiemann, Im Kaiserhause. 4
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