Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Im Kaiserhause zu Goslar - S. 74

1902 - Braunschweig : Appelhans
— 74 — an gebrochenen Herzen in der Blüte der Jahre. Aber nicht lange darauf mußte der Kaiser dasselbe erleben an seinem zweiten Sohne Heinrich, den er bereits zum deutschen Könige hatte krönen lassen. Auch dieser, erst 23 Jahre alt, widerstand den Lockungen der vielen geistlichen und weltlichen Feinde seines Vaters nicht, die ihn offen zur Empörung aufreizten; und obgleich er bei seiner Krönung versprochen hatte, sich nicht in Regierungsangelegenheiten mischen zu wollen, so lange sein Vater lebte, so brach er doch sein Wort und stellte sich im Jahre 1104 an die Spitze eines Ausstanbes gegen den Kaiser. Dieser besanb sich in großer Bebrängnis. Die Nachfolger Gregors hatten den Bannfluch gegen ihn erneuert, und nun hatte sich Paschalis Ii. sogar nicht gescheut, dem Sohne anzuraten, dem von der Kirche ausgestoßenen Vater den Gehorsam^ zu kündigen! Im Schloße zu Ingelheim, wo einst die deutschen Könige in Macht und Herrlichkeit ihres hohen Amtes so oft gewaltet hatten, wurde Heinrich Iv. von seinem eigenen Sohne auf hinterlistige Weise gefangen genommen und in strenger Haft gehalten. Der unnatürliche Sohn zwang den Vater, sich selbst der Regierung für unwürdig zu erklären und alle seine Güter und Schlösser, seine Krone, sein Reich und alles was er besaß an ihn abzutreten; ja er zwang ihn sogar, öffentlich Kirchenbuße zu thun! Und nicht einmal die Freiheit erhielt bei* Kaiser auf solche entwürdigende Demütigung; denn es wurde ihm fcebeutet, daß er in der Gefangenschaft zu verharren habe, bis der Sohn anberweitig über ihn beschlossen habe. Aber trotzbem gelang es bent so tief ge-beinütigten Manne, bte Kerkermauern zu verlassen, und braußen fanb er auch Freunbe, bte sich feiner annahmen. Freilich fanb er sie nicht unter den Großen, unter den Fürsten und Vasallen des Reiches; aber unter den Bürgern der Städte fand er treue Herzen, die jetzt für ihn eintraten. Sie hatten stets mit dankbarer Verehrung an diesem Kaiser gehangen, der ihnen so viele Rechte und Freiheiten gewährt hatte, wie kaum einer feiner Vorfahren, und die Härte des Sohnes gegen den Vater hatte sie
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer