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1. Im Kaiserhause zu Goslar - S. 128

1902 - Braunschweig : Appelhans
— 128 — regten Menge, die offen für Luther Partei nahm, in ein Kloster zu entfliehen. In Wittenberg wurde ebenfalls vre Veröffentlichung verhindert. Luther selbst machte sich wenig daraus, daß er nun gebannt sein sollte; er wußte sich im Schutze treuer Freunde und vor allem im Schutze seines Gottes, dem er seine ^ache anheimstellte. Daß sein Bruch mit der alten Kirche unheilbar geworden sei, war ihm jetzt völlig klar geworden; aber er wollte es nun auch äußerlich vor aller Welt zeigen, daß er sich von Rom losgesagt habe. Er lud deshalb durch einen Anschlag am schwarzen Brett der Universität alle Professoren und Studenten ein, am 10. Dezember 1520, morgens 9 Uhr, mit ihm vor das Elsterthor zu ziehen, um daselbst die Bannbulle zu verbrennen. Und so bewegte sich denn zu der angegebenen Zeit ein stattlicher Zug von Lehrern und Schülern, Luther in der Mitte, nach dem bezeichneten Platze, wo schon eine große Menge von Bürgern aller Stände auf das seltsame Schauspiel wartete. Ein kleiner Holzstoß wurde errichtet, ein Magister setzte ihn in Brand, und in die hellauf lodernden Flammen warf Luther die Bannbulle des Papstes nebst einigen der gegen ihn gerichteten Schriften, indem er dabei mit lauter Stimme ausrief: »Weil Du den Heiligen des Herrn betrübt hast, so betrübe und verzehre Dich das ewige Feuer!"*) Selbstverständlich meinte Luther mit dem „Heiligen des Herrn" nicht sich selber, wie römischer Unverstand und römische Schmäh-sucht ihm so oft vorgeworfen, sondern den Herrn Christus, dessen Ehre von diesem Papste und seinem ganzen unsauberen Anhang mit Füßen getreten wurde. Diese Verbrennung der Bannbulle durch Luther war eine außerordentlich kühne That, der wir nur wenige in der Weltgeschichte zur Leite stellen können. Einst hatte ein deutscher König gezittert vor dem päpstlichen Bannstrahl, mitten zur Winterzeit war er als ein Büßender über die Alpen gezogen, um sich vom Banne zu lösen; und *) Josua 7, V. 25.
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